Die aktuelle Ausstellung in der Rathaushalle in Frankfurt (Oder) präsentiert unter dem Titel “Kriege und Krisen im 20. Jahrhundert” grafische Zyklen und Skulpturen des brandenburgischen Landesmuseums für modern Kunst (BLMK). Neben beeindruckenden Grafikserien von Bernhard Heisig, Käthe Kollwitz und Dieter Tucholke sowie Skulpturen von Werner Stötzer und Rolf Biebl waren es die Grafiken von Arno Rink die meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit hervorriefen. Unter dem Titel „Revolutions- und Freiheitslieder“ fertigte der Lehrer von Neo Rauch im Jahr 1978 Lithographien, die sich mit Lieder und Texte aus verschiedenen Jahrhunderten beschäftigen, welche Unterdrückung anklagen, die Mut machen, sich selbst zu befreien und dazu aufrufen solidarisch zu sein .
Während bei den anderen ausgestellten Grafikzyklen zum Beispiel der nationalsozialistische Terror bei Hans Grundig ihrer ganzen Brutalität naturalistisch dargestellt oder sich in symbolhafter Expressivität bei Bernhard Heisig widerspiegelt, nähert sich Rink der Thematik auf einer eindringlich distanzierten Ebene: Er kommt den Liedern nicht nahe, indem er das bewegende Pathos der Lieder nur nachahmend illustriert, sondern er fordert den Betrachter auf, sich in die Darstellung auseinanderzusetzen, seine eigene Gedanken und Gefühle zu entwickeln, und so eine ganz persönliche Annäherung an diese Musik und diese Texte zu entwickeln.
So transzendierte Arno Rink für mich in dem Bild „Trauer“, welches sich auf das Gedicht „Heimat, meine Trauer (Deutschland)“, vertont von Hanns Eisler bezieht, die vom Dichter intendierte Botschaft:
Heimat, meine Trauer,
Land im Dämmerschein,
Himmel, du mein blauer,
Du mein Fröhlichsein.
Einmal wird es heißen:
Als ich war verbannt;
Hab ich, dich zu preisen,
Dir ein Lied gesandt.
War, um dich zu einen,
Dir ein Lied geweiht,
Und mit Dir zu weinen
In der Dunkelheit …
Himmel schien, ein blauer,
Friede kehrte ein –
Deutschland, meine Trauer,
Du, mein Fröhlichsein.
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