Ausstellungen

Norbert Bisky – “Pompa”

Ich lernte den Maler Norbert Bisky vor zwei Jahren kennen, als ich eine Ausstellung in der König Galerie mit dem Titel “Trilemma” besuchte. Schon damals war ich von der Kraft und Intensität seiner Bilder stark beeindruckt, was sich aber mit der aktuellen Ausstellung in der St. Matthäus-Kirche im Kulturforum noch potenzierte. Bemerkenswert ist schon die Hängung der Bilder; sie sind an der Decke der Kirche befestigt, so dass man nach oben – in Richtung Himmel – schauen muss. Entsprechend ist der Titel seiner Werkschau: “Pompa”, lateinisch Geleit / Leitung, bezeichnete im alten Rom religiöse Festprozessionen mit Götterbildern.

In dem ausliegenden Informationszettel zu dieser Ausstellung wird zutreffend festgestellt, dass in den Werken von Norbert Bisky die Welt aus den Fugen zu sein scheint. In ihnen spiegeln sich vielfach individuelle Gewaltszenen und kriegerische Auseinandersetzungen wider. Auf der Suche nach Leitbildern zu einer möglichen Lösung diese Konflikte bietet Bisky erstaunlicherweise eine Lösung an, die sich sehr

stark an der christlichen Lehre orientiert: In vier nebeneinander hängenden Bildern, ein Polyptychon in weitesten Sinne, wird zunächst das Armageddon – Bisky nennt es “Aquageddon”, entsprechend seiner Darstellung als die Menschheit zerstörende Sintflut – abgebildet. Es folgt “Slump” (Einbruch), wo der Mensch hilflos nach oben schaut, während die Flut alles um ihn herum zerstört, dann “Crossing” (Überqueren), wo Menschen versuchen Mitmenschen zu retten (Die Haltung des Geretteten entspricht einem Kreuz!!) und schließlich “Levitation” (Schweben), wo der Mensch versucht aufzutauchen, eine Art Erlösung. Es sind nicht nur die Titel, die Konnotationen zum Christentum vorweisen, sondern auch in der Darstellung werden christliche Symbole verwandt, wie Christus als Leidender / Gekreuzigter und das Kreuz in verschiedenen Situationen.

Abschließend möchte ich noch auf ein Bild eingehen, das mich ein wenig ratlos, aber auch schmunzelnd zurückließ. Es heißt “Freudenstadt Aschersleben”. Bei mir kam sofort die Assoziation, dass Aschersleben und Neo Rauch sehr eng miteinander verbunden sind. So drängte sich mir der Gedanke auf, dass dies vielleicht ein kleiner Seitenhieb auf diesen, doch sehr bekannten Künstler sein könnte, warum sonst sucht man sich gerade diesen verschlafenen Ort in Sachsen-Anhalt als Titel und Motiv aus?

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