Der Begriff Collage für die bildenden Künste wurde von dem Schriftsteller und Surrealist André Breton (1896-1966) geprägt. Abgeleitet vom französischen Verb ‚coller‘ für ‚kleben‘, nutzte er den Begriff damals für ‚Klebebilder‘. Ähnlich der Verzierungstechnik aus Japan verband der Künstler durch Klebetechniken heterogene Elemente zu einem neuen Gesamtzusammenhang. Kubistische Künstler klebten im frühen 20. Jahrhundert strukturunterschiedliche Elemente zusammen, um ihren Kunstwerken ein Stück der greifbaren Realität zu geben. So bedienten sich Pablo Picasso und Georges Braque der Collagetechnik, indem sie ihre Gemälde mit Zeitungsausschnitten oder Tapeten- und Papierstücken ausstatteten.
Unter den Dadaisten gelten Künstler wie Max Ernst als Anhänger der Klebetechnik. Das Collagen-Prinzip entwickelte sich anschließend in unterschiedliche Richtungen und gewann für verschiedene Kunstformen an Bedeutung: so auch für die Fotografie. So experimentierte das Künstlerpaar Raoul Hausmann und Hannah Höch ab dem Jahr 1916 mit der Fotomontage.
Zu Zeiten der analogen Fotocollage wurde der Bild-Träger mit Fotoabzügen oder Polaroidfotos beklebt. Der britische Künstler David Hockney erstellte Collagen nach diesem Prinzip. Die Umrisse der Einzelbilder durften dabei durchaus sichtbar hervortreten und so eine strukturdefinierende Rolle übernehmen. Heutzutage kommt dagegen bei digitalen Fotos eine Bildbearbeitungs-Software mit umfangreichen Gestaltungsmöglichkeiten zum Einsatz.
Mario Kacner bezeichnet in der Ausstellung* „Lichtblicke“ seine Fotografien nicht als Collagen, sondern als digitale Bildkompositionen. „Meine Fotografien (und manchmal auch lizenzfreie Bildelemente von Kollegen) werden nachbearbeitet, neu komponiert und mit Maleffekten umgestaltet…. Meine Werkzeuge sind – außer der Fotoausrüstung – Computer, Grafiktablett und professionelle Grafiksoftware. Danach werden die Bilder jeweils einmal auf hochwertigem Ultra-HD-Fineprint-Papier ausbelichtet.“
Seine Motive sind dabei vielseitig und vielfältig: Sie reichen von verfremdeten Tiermotiven über exaggerierte Stadt- und Dorfansichten bis zu Darstellungen mit politischer Konnotation, wobei sich bei allen Werken eine hintergründige Ironie widerspiegelt. So wird bei einer Fotografie, die eine Skulptur des sterbenden Supermanns im Zentrum Dresdens abbildet, der Kopf von Donald Trump in die Häuserfassade im Hintergrund eingearbeitet.
Die über 100 Bilder umfassende Ausstellung gibt Zeugnis von der umfassenden Kreativität Kacners und lohnt auf alle Fälle einen Besuch, nicht nur kurz vorbeischauen, sondern sich Zeit lassen, um die Gedanken dahinter zu entdecken. Insofern kann man nur seinem Lieblingszitat zustimmen: „Digitalfotografie ermöglicht uns nicht nur, Erinnerungen festzuhalten, sondern auch, welche zu kreieren.“ (James Wayner)
*Die Ausstellung läuft bis zum 31.5. im Rathaus Stahnsdorf, Annastraße 3.
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