Bei der Ausstellung “The Abstract View” in der Stiftung Starke im Löwenpalais blieb mein Blick an diesem Bild hängen. Wie bei vielen von Regina Niekes Werken steht auch hier eine schemenhaft dargestellte Person als Fixpunkt in einem farbigen Bildraum, der diesmal jedoch nicht dünnflüssig durchtränkt ist, sondern farblich kraftvoll die Figur einrahmt.
Mich regte dann der Untertitel an, sich näher mit dem Bild zu beschäftigen. “Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” ist ein siebenteiliger Roman von Marcel Proust, der die Geschichte seines eigenen Lebens als allegorische Suche nach der Wahrheit beschreibt. Ich vermute, dass die Künstlerin in diesem und anderen ähnlich gestalteten Bildern darauf Bezug nimmt und dabei die Mehrdeutigkeit des Begriffs „Verlorene Zeit“ thematisiert: Als Zeit, die als vergeudet scheint, als Zeit, die unwiederbringlich verloren scheint, als Zeit, die Erinnerung anhand von Gegenständen oder Begebenheiten hervorruft. Egal auf welche Definition sich der Mensch einlässt, er hat etwas verloren, einen Teil von sich, einen Teil seines Lebens, was durch die schemenhafte Darstellung unterstrichen wird.
Spannend ist in diesem Zusammenhang, in welche Richtung die Person sich bewegt: Tritt sie aus dem lichten Tunnel heraus oder bewegt sie sich in den dort hinein? Anders formuliert: Ist sich die Person schon des Verlustes bewusst und kann mit dieser Erkenntnis (weiter)leben, oder steht der Person diese Deprivation noch bevor? Dies scheint die Künstlerin offen zu lassen.
Auch die Bedeutung des kräftigen Lila / Violett, welches wie einen Rahmen die Person umgibt, lässt mehrere Deutungen zu: Lila / Violett ist die Farbe der Macht, aber auch der Leidenschaft, es ist gleichzeitig heilende Farbe und auch Farbe des Todes und es steht für Spiritualität, Geist und Intelligenz.
“Was wir die Wirklichkeit nennen, ist eine bestimmte Beziehung zwischen Empfindungen und Erinnerungen, die uns gleichzeitig umgeben.” (Marcel Proust)
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Leppin
“Malerei ist ja eine andere Art zu denken und ich habe das Gefühl, dass Sie meiner Arbeit eine Stimme geben.” Regina Nieke