Ausstellungen

Christopher Lehmpfuhl – Berlin in Mind

Die Galerie Kornfeld hat mich bei meinen bisherigen Besuchen stets mit bemerkenswerten Künstler*innen bekannt gemacht, deren Werke mich aus verschiedensten Gründen (z.B. verwendetes Material, Motivwahl) immer wieder fesselten. So wurde ich auch dieses Mal bei der aktuellen Ausstellung von Christopher Lehmpfuhl “Berlin in Mind” nicht enttäuscht.

Lehmpfuhl war ein Meisterschüler von Klaus Fußmann an der damaligen Hochschule der Künste in Berlin. Er malt ausnahmslos vor dem Motiv, um das unmittelbare Erleben von Wirklichkeit widerzuspiegeln. Dabei trägt er die Ölfarbe üppig auf die Leinwand auf, sodass quasi dreidimensionale Farbreliefs entstehen.

 

Für die aktuelle Ausstellung hat er Berlin – wie es der Titel der Ausstellung schon suggeriert – in seinen unterschiedlichen Facetten in den Focus genommen. Seine Motive reichen dabei vom Lietzensee bis zum Deutschen Dom.

Aus der gezeigten Sammlung sticht die Skulptur des in München lebenden Künstlers Martin Spengler mit dem Titel Kathedrale hervor – eine Konglomerat aus Wellpappe, Holz und Grafit -, die mich an die Sagrada Familia in Barcelona erinnerte. Es war der ausdrückliche Wunsch beider Künstler, diese eine Skulptur als Ergänzung zu den Berlin-Motiven Lehmpfuhls mit in die Ausstellung zu nehmen.

Eine kritische Anmerkung zum Schluss: Bei aller Expessivität der Bilder hatte ich bei manchen Motiven den Eindruck, dass sie ins Dekorative abgleiten könnten.

 

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  1. Gestern habe ich die Ausstellung gesehen. Ihren Kommentar habe ich gelesen und mich gefragt, was das oft beschworene “Dekorative” denn sein soll, das man so gerne in den Bereich der Belanglosigkeit verweist. Ist es eine Form von Schönheit, die zu schnell konsumierbar ist, eine Beliebigkeit die sich u. U. damit verknüpft, daß ein Bild doch so schön zum Sofa passen könnte, aber den Verkauf befördert? Ein allzu schneller Wiedererkennungseffekt auch der Motivik mangels überraschender Verfremdung? Fehlende Transzendenz, was immer das auch sein soll? Auf jeden Fall regen die Bilder in Verbindung mit Ihrer Frage doch sehr dazu an, sich wieder damit auseinanderzusetzen, was man denn von Kunst überhaupt so erwarten kann. In dem Sinne: Vielen Dank!

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Leppin

      “Dekorativ” ist eine Mischung aus all den von Ihnen beschriebenen Merkmalen, wobei es bei mir spontan aus dem Bauch heraus kam.

      • Toll, daß Sie gleich geantwortet haben.” dekorativ”und” kunstgewerblich” sind ja glaube ich unter Künstlern die meistgefürchteten Worte, schlimmer sind fast nur noch “gefühlig” oder drastisch ausgedrückt “Kitsch”. Was mich an Christopher Lehmpfuhl schon immer beeindruckt hat, ist , daß er offensichtlich gar keine Angst davor hat, daß seine Bilder “gefällig” sein könnten. Ist für mich schon fast wieder eine Qualität “sui generis”, im Rahmen der Kunstdiskussionen. Im übrigen habe ich jetzt auch Ihre sonstigen Ausstellungskommentare gelesen: Ihre Einlassungen sind wirklich sehr anregend ! Lohnt sich, immer mal reinzuschauen!

  2. Peter Lachmann

    Also “kritisch” ist er nicht, “hinterfragen” tut er nicht, in Frage gestellt wird nichts. Er hat eine eigene Form der reinen Abbildung gefunden, ob man das dekorativ findet ist Ansichtssache. Ab wann ist Kunst denn Kunst?
    Peter Lachmann

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Leppin

      Kunst an sich ist in seiner Definition subjektiv.
      Kunst ist das, was man selbst als Kunstwerk betrachtet. Für den einen ist das Bild der 3-jährigen Tochter Kunst auf höchstem emotionalen Niveau, während andere wiederum nur hochrangige Maler und Bildhauer als wahre Künstler bezeichnen.

      • Was ist Kunst?
        Verwegen ging die Frage durch die Jahrhunderte und bis hinein in meine Tage.
        Doch in mein Haar griff eines Windes Wehen.
        Und Straßensänger sangen von mir fern:
        Weißt Du, wieviel Sternlein stehen
        Am Himmel hoch erlosch im Licht ein Stern.

        Schöner Kommentar eines tollen Berliners dazu, Danke an Joachim Ringelnatz

        • Kommentar des Beitrags-Autors

          Leppin

          Noch´n Zitat – über das ich heute gestolpert bin: “Jedes Kind ist ein Künstler. Das Problem ist nur, ein Künstler zu bleiben, während man erwachsen wird.” (Picasso)

          • Peter Lachmann

            Angeblich auch Picasso:
            Kunst ist, wenn man damit durchkommt”.

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