Eigentlich sind wir nach Cottbus gefahren um die Sonderausstellung “Otto Dix – Im Vorbeigehen: Von Städten, Frauen und Männern” im Landesmuseum für Moderne Kunst – Dieselkraftwerk anzuschauen. Neben dieser Exposition beherbergte dieses imposante Gebäude jedoch noch drei weitere Ausstellungen:
Jakob Hinrichs – “Von Trinkern und Träumern” mit schwerpunktmäßig Comic ähnelnden Bilderromanen
Christa Böhme und Lothar Böhme – “Innerlich frei bleiben” mit gewaltigen, Schwermut ausstrahlenden Gemälden von Lothar Böhme und wenigen, eher dezenten und z.T. unfertigen Werken seiner früh verstorbenen Ehefrau
Hans-Georg Wagner – “Zwischen/Schritte” mit einer räumlichen Verbindung zwischen (Holz)Skulpturen und großformatigen Holzdrucken.
Die letztgenannte Ausstellung faszinierte mich besonders, sowohl vom Gesamtarrangement als auch aufgrund der ausgestellten Einzel- bzw. Seriendrucke. Zentrales Motiv dieser Werkschau ist der menschliche Körper, den Wagner in seinen Skulpturen sehr fragmentarisch darstellt, was mich bis auf eine Arbeit nicht besonders ansprach, weil sich für mich die vom Künstler beabsichtigte Perspektive nicht erschloss.
Dagegen konnte ich in die formal reduzierten Körperformen auf den in dezenten Farben auf dünnem, japanischem Papier gedruckten Holzschnitten eintauchen und darin versinken: Es gab immer neue Nuancen zu entdecken und weitreichende Interpretationen zu vermuten, insbesondere wenn eine Zweisamkeit thematisiert wurde.
Gefördert wurde der für mich fulminante Gesamteindruck durch die Hängung der Werke – nicht als Bilder an der Wand, sondern raumstrukturierend, transparent von der Decke hängend. Dadurch konnten die quasi schwebenden Figuren von beiden Seiten betrachtet werden. “Getoppt” wurde dies noch von den hereinfallenden Sonnenstrahlen.
Außerhalb des Ausstellungsraumes waren noch einige großflächige Holzreliefs ausgestellt, die an den ansonst schmucklosen Wänden ihre volle Wirkung entfalten konnten.
Bei dieser Ausstellung habe ich eine neue Dimension der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Menschen – insbesondere der Zweisamkeit – erlebt.
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