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Otto Herbig – Eine Entdeckung

Auf Otto Herbig stieß ich durch einen glücklichen Zufall, den ich hier nicht näher erläutern möchte. Nur so viel, das Internet und ein Nachkomme machten es möglich.

Herbig wurde 1889 in Dorndorf an der Werra geboren. Nach seinem Abitur in Jena studierte er von 1909 bis 1911 an der Akademie in München bei Angelo Jank und erhielt Unterricht bei Lovis Corinth in Berlin . 1912 bis 1913 studierte er an der Kunstschule in Weimar, wo er u.a. Rudolf Wacker und Otto Pankok begegnete. 1914 bis 1918 leistete er Sanitätsdienst in Frankreich und Flandern, zusammen mit Erich Heckel, Anton Kerschbaumer, und Max Kaus.

1919 übersiedelte er nach Berlin und heiratete seine erste Frau, die jedoch schon 1926 verstarb. Er befreundete sich mit Otto Mueller und Karl Schmidt-Rottluff, mit denen er gemeinsame Ausstellungen hatte. 1928 starb sein Sohn Tyl und Herbig heiratete Elisabeth Mueller, die geschiedene zweite Frau von Otto Mueller.

Nach mehreren Italienaufenthalten zog er 1933/34 zurück nach Berlin. “In den Jahren 1933-39 habe ich vielleicht am erfolgreichsten gearbeitet… Durch die Kunstpolitik der Nazis gezwungen, stellte ich zwar wenig aus, aber die Zurückgezogenheit war für die Arbeit günstig.” (Herbig im März 1955)

Nach Kriegsende erhielt er 1945 eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar, die er bis 1955 innehatte. Herbig lebte und arbeitete in seinem Haus in Kleinmachnow, bis er 1963 aus der DDR nach Weilheim in Oberbayern übersiedelte, wo er 1971 starb.

Was fasziniert mich an den Werken, genauer gesagt an den Zeichnungen und Lithographien Herbigs? Seine Arbeiten beschäftigen sich überwiegend mit dem Thema “Mutter und Kind” und “Frau”.  Herbig sieht dabei die dargestellten Menschen nicht bloß als Teil der Natur wie die Realisten und Impressionisten  oder als Symbol für soziale Anklage wie die Realisten, sondern er schaut (für mich) tiefer, auf den Grund ihres Daseins: Mit wenigen Strichen gelingt es ihm, eine Atmosphäre / Stimmung zu erzeugen, die den Betrachter fesselt. Es ist häufig eine innere Trauer / Melancholie, die sich in der Mimik, der Körperhaltung ausdrückt, unterstützt von verstärkenden Zeichen- bzw. Drucktechniken.

Was brachte Herbig dazu, diese Motive wiederholt – auch nach Jahrzehnten – aufzugreifen und abzubilden? Ich könnte mir vorstellen, dass dies mit dem frühen Tod seiner ersten Frau und dem kurz darauf folgenden Sterben seines Sohnes Tyl zusammenhängt, was für ihn einen immensen Verlust bedeutete. So schrieb Herbig 1955: …(Seine Frau) war ein Mensch von außergewöhnlich reichem Innenleben….. Ihre schwere Erkrankung brachte viele Verdunkelungen und dann die Erlösung.” – (Sein Sohn) Ich habe keinen Menschen je gesehen, was ich bei ihm sah: Das fast greifbare Strahlen seiner Augen in Momenten starker Empfindung.”

Ab dem 13. Oktober sind viele seiner Werke in der Galerie Nierendorf ausgestellt! Ein Besuch ist unbedingt lohnend!!

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