Startpunkt unserer heutigen Radtour war der am östlichen Ufer des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals liegende Nordhafen, wo das Wasser der Panke nach ihrem ca. 33 km langen Flusslauf abfließt. Kilometermäßig ist die heutige Strecke mit ihren gut 5 Kilometern eher bescheiden, so dass sie auch durchaus per Pedes bewältigt werden kann.
Die Panke fließt hier aber nicht in ihrem angestammten Flussbett, da sie auf ihrem letzten Kilometer in den Schönhauser Graben umgeleitet wurde. Dieser geht auf Anfang des 18. Jahrhunderts zurück, als der preußische König Friedrich I. eine schiffbare Verbindung zwischen seinen Schlössern Charlottenburg und Schönhausen verlangte. Später stellte dieser Wasserweg den südöstlichen Abschnitt des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals dar, der 1848-59 angelegt und 1910-16 für größere Schiffe vertieft wurde. Der natürliche Pankelauf war dagegen ab der Verzweigung, die sich seit dem späten 19. Jahrhundert an der Schulzendorfer Straße befand, zuerst größtenteils verrohrt und später durch den Mauerbau an der Chausseestraße ganz vom Fluss abgetrennt worden. Mittlerweile sind große Teile dieses Altarms jedoch wieder renaturiert worden – Ziel für eine weitere Erkundung.
Nachdem wir den Park zwischen dem Pankemündungsbecken, das von einer Holzbrücke überspannt wird, und der Sellerstraße passiert hatten, radelten wir Richtung Nordosten, umfuhren das Eisstadion und passierten den Standort des Pharmaunternehmens Bayer-Schering sowie das Bundeswehrkrankenhaus. An der Kreuzung Müller-/Chausseestraße stießen wir auf ein 1980er Jahren errichtetes hässliches Wohnhaus, direkt über die Panke gebaut.
Anschließend gelangten wir zum Südpankepark, der in den 1950er Jahren auf dem Gelände einer Brauerei errichtet wurde. Am Ende des Parks entdeckten wir ein rundliches Gebäude, die Rechenanlage: In dieser automatischen Anlage wird nicht nur Unrat aus der Panke gefischt; hier verzweigt sich auch die Panke in ihren Altarm und den heutigen Mündungsarm. Man erkennt den runden Rohreingang, durch den das Wasser in den alten Pankearm geleitet wird.
Ab hier kann man sich immer am Wasser entlang eines in den 1950er Jahren mit Mitteln des Marshall-Plans angelegten Grünzugs entlang bewegen, der nach dem damaligen Baustadtrat des Bezirks Wedding Walter-Nicklitz-Promenade benannt ist. Nach der Überquerung der Gerichtstraße ändert sich das Bild der Panke: Zwischen Wohnhäusern in einem rot eingemauerten Kanal eingeklemmt, windet sich der Fluss entlang und mit ihm auf engstem Raum der Pankeweg – über eine metallische Fußgängerbrücke und durch eine Hausdurchfahrt sowie einen Gewerbehof, eine ehemalige Wäschefabrik. Hier findet man noch Relikte des West-Berliner Zille-Milljöhs der 80er Jahre.
Weiter fließt hier die kanalisierte Panke zwischen den Brücken der Pankstraße und der Wiesenstraße, entlang begrünter Hinterhöfe und Wohnhäuser der 1950er Jahre. Fast übersieht man einen Findlings-Gedenkstein an der Wiesenstraßenbrücke, der an den 1.5.1929 erinnert, als in der Kösliner Straße, dem „Roten Wedding“, Straßenschlachten tobten, die 19 Todesopfer forderten.
An der Schönstedtstraße sieht man die Rückseite des 1906 fertiggestellten Amtsgerichts, und gegenüber erstrecken sich verschiedene Gebäude der BVG. Hier befand sich zunächst ein Betriebshof der Pferdebahn und später der Straßenbahn und 1929 wurde der langgestreckte, markante Ziegelbau ans Pankeufer gebaut. An der Spitze des Werksgeländes mit dem markanten Fabrikschornstein begann einst ein künstlich angelegter Nebenarm der Panke, der der pankeaufwärts gelegenen Getreidemühle als Mühlengraben diente. Der Seitenarm wurde 1891 für die Anlage der Tresorfabrik Arnheim zugeschüttet. Dennoch heißt die neben dem verschütteten Graben verlaufende Uferstraße immer noch so – auch ohne Ufer.
Ein weiterer geschichtsträchtiger Straßenname ist die Badstraße. Der Name Badstraße verweist, ebenso wie der Name des ganzen Ortsteils Gesundbrunnen, auf die Tradition des Kurbetriebs, den es an dieser Stelle einst gab. An der Ecke zur Travemünder Straße befinden sich drei denkmalgeschützte Gebäude, das rot verklinkerte Wohnhaus für Arbeiter der Tresorfabrik Arnheim (1892/93), rechts daneben die Pankemühle (1843/44) – wobei der Mühlenbetrieb 1890 endete -, und das vom Äußeren bemerkenswerteste Luisenhaus.
Dieses Haus wurde im 18. Jahrhundert aufgestellt, nachdem festgestellt wurde, dass eine eisenhaltige Quelle dort entsprang. Mit königlicher Förderung entstand ein Kurbetrieb mit bis zu 1000 Wannenbädern am Tag. Lange hatte der „Friedrichs-Gesundbrunnen“ nicht bestanden, ebenso wenig wie dessen Wiederbelebung als “Luisenbad”, weil aufgrund der dichten Mietshausbebauung die Quelle versiegte. Der Name Gesundbrunnen hat sich allerdings bis heute gehalten.
Auf der anderen Pankeseite erstrecken sich die Hallen der Tresorfabrik Arnheim, dem einst bedeutendsten Hersteller von Geldschränken in Deutschland, aus dem Jahr 1890. Heute wird ein Großteil der Fabrikräume als Werkstätten für Bildhauer genutzt.
Weiter radelten wir bis zur Osloer Straße auf einem geteerten Weg durch eine kleine Grünanlage, die sich bis zur Soldiner Straße erstreckt. Hier endete unsere kurze, aber von vielen Eindrücken geprägte Radtour.
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