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Karl Caspar – Eine Entdeckung

Bei einem Besuch in der Galerie Nierendorf (Hardenbergstraße 19, 10623 Berlin) bin ich bei der Ausstellung  “Aus dem Kabinett 32 – 98 Werke von 27 Künstlern” auf eine Grafik des Künstlers Karl Caspar (1879-1956) gestoßen.

Caspar war 1913 Gründungsmitglied der Künstlergruppe Neue Münchener Secession, der Alexej von Jawlensky angehörte. In den Jahren 1922 bis 1937 war er Professor an der Münchner Akademie. In der am 19. Juli 1937 in München eröffneten Ausstellung „Entartete Kunst“ wurden auch Werke von Karl Caspar gezeigt, und seine Gemälde und Grafiken wurden aus deutschen Museen entfernt und/oder vernichtet. Er selbst wurde zwangspensioniert. Nach Kriegsende erfolgte seine Wiederberufung als Professor an die Münchener Akademie.

Seine Werke sind von einer tiefen Religiosität geprägt worden, die nicht im Auftrag der Kirche stand. Vielmehr war das Christentum Karl Caspars tief in seiner Lebenswelt verankert, so tief, dass er sich auch dazu bekannte, als die Kirche durch ihre zuständigen Vertreter den Maler fallen ließ und ihm kirchliche Aufträge verweigerte.

Die religiöse Qualität seiner Bilder war unumstritten und ist von Künstlerkollegen hoch bewertet worden (Edvard Munch, Oskar Kokoschka). Begonnen hatte Caspar mit dem Thema der Frau und Mutter. Schon früh entstanden Gemälde und Grafiken wie “Madonna mit Kind” und “Pieta” – die Mutter mit dem toten Sohn in ihrem Schoss.

Zum letzteren Thema war in der Ausstellung eine Lithographie ausgestellt. Diese zweifigurige Pieta enthält auf der einen Seite  Elemente des Schmerzes wie den rau gezeichneten Körper Christi, die schwer weggesunkene Schulter mit dem hängenden Arme und die Haltung der beiden Köpfe. Auf der anderen Seite finden sich Zeichen des Trostes, der Linderung wie der Blick der Maria und  weiche Linie, die von ihrem Kopf über den linken Arm zum linken Arme Christi führt.

Obwohl ich selbst ein recht kritisch distanziertes Verhältnis zum Christentum habe, hat mich dieses Werk über alle Maßen beeindruckt.

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