„Schlager der Woche“ war eine wöchentliche Hörfunksendung des RIAS Berlin, die von 1947 bis 1985 produziert und gesendet wurde. In die Rundfunkgeschichte ging diese Sendung als erste deutschsprachige Hitparade ein.
Fred Ignor kam kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zum amerikanischen Besatzungssender RIAS, wo er, in Nachfolge von Wolfgang Behrendt, von 1954 bis 1968 diese Schlagersendung moderierte. Diese knapp einstündige Sendung am Montagabend präsentierte weitgehend deutsche Schlagermusik und war ein Zuhörermagnet für junge Hörer, da ansonsten deren Belange und Interessen im Rundfunkprogramm kaum Berücksichtigung fanden.
Fred Ignor prägte diese Sendung u.a. mit seinen nahezu ritualisierten An- und Absagen: So formulierte er in seiner ersten Sendung nach dem Mauerbau am 21. August 1961 folgenden Satz, den er bis zu seiner Verabschiedung nicht ändern sollte: „… vor der Nummer 3 wie immer – liebe Grüße von Ost nach West und von West nach Ost“. Hierfür wurden während der Sendung Deckadressen angegeben, an die Zuhörer aus dem Ostteil der Stadt ihre Grüße per Post senden konnten. Auch sein Abschiedssatz am Ende jeder Sendung bleibt legendär: „Tschüs, liebe Schlagerfreunde, tschüs bis zum nächsten Mal, und bis dahin – alles Gute“.
Am 8. Januar 1968 übergab Fred Ignor die „Schlager der Woche“ an einen amerikanischen Kollegen Charlie Hickman, der vorher u.a. für den US-Soldatensender AFN gearbeitet hatte. Aufgrund negativer Rundfunkhörerreaktionen wurde nach einem halben Jahr die Moderation der Sendung an Knud Kuntze („Lord Knud“), ehemaliger Bassist der Gruppe The Lords, übergeben, der diese bis zum 27. September 1985, als diese Sendung abgesetzt wurde, weiterführte.
Mein Erlebnis
Im Laufe der fünften Klasse begann ich Mädchen nicht nur als Spielkameraden oder Objekte zum Ärgern zu sehen, sondern es regten sich bei mir schon die ersten jungmännlichen Interessen.
Mein Objekt der Begierde war eine Mitschülerin, Angelika. Sie kam mit ihrer Schwester Jutta im Laufe des Schuljahres neu in unsere Klasse. Im Unterschied zu Jutta, die selbst nach meinem damaligen Kenntnisstand schon recht fraulich wirkte, war Angelikas Figur doch eher knabenhaft, aber trotzdem grazil und wohlgeformt. Ich saß neben ihr und war für meine damalige Zeit schon ganz schön verschossen in sie. Sie schien davon wohl gar nichts zu bemerken, wohl auch weil ich es ihr gegenüber auch kaum gezeigt habe / zeigen konnte. Es war halt eine stille Verliebtheit.
Da mir der Mut fehlte, ihr direkt meine Zuneigung zu gestehen, ergab sich die Möglichkeit dies über das Radio zu überbringen. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass ein Kollege meines Vaters im Finanzamt den Moderator der Musiksendung „Schlager der Woche“, Fred Ignor, kannte. „Schlager der Woche“ war eine der wenigen Musiksendungen, die für die Jugend konzipiert war, und obwohl dort immer noch das deutsche Liedgut dominierte, war sie, neben der „Musikbox“ von Sam Jensen im SFB2, doch sehr angesagt.
So übergab ich meinem Vater folgenden Gruß, den er bitte über den Kollegen an Fred Ignor weitergeben sollte: „Für Angelika in der Westfälischen Straße von Rainer.“ Der damit verbundene Musiktitel, der aus der aktuellen Hitparade stammen musste, sollte „Junge komm bald wieder“ von Freddy Quinn sein, denn ich wusste, dass Angelika ein Freddy Fan war. Mir selbst war dieses Lied ein Graus, ich betrachtete Freddy als einen Schnulzensänger. Ich hörte lieber US-Amerikanische Songs, wie „Ya, Ya Twist“ von Joey Dee & the Starliters. Aber was tat man nicht alles aus lauter Verliebtheit.
Voller Ungeduld wartete ich nun auf den folgenden Montag Abend, ob der entsprechende Gruß gesendet werden würde. Und tatsächlich, Fred Ignor überbrachte diese Grüße! Doch in dem Moment als ich ihn hörte, überfiel mich eine große Sorge. Was passiert, wenn Angelika negativ darauf reagiert, und was passiert erst, wenn meine Mitschüler Wind von diesem Gruß bekämen? Schließlich wären anhand der Adressenangebe Rückschlüsse auf mich nicht ausgeschlossen. Ich würde dann sicherlich das Gespött der ganzen Klasse sein. So mischten sich zwischen Stolz und Genugtuung auch noch größere Ängste vor dem kommenden Schultag. Es passierte jedoch nichts: Weder sprach mich Angelika auf den Gruß an, ob sie diesen nicht gehört hatte oder mich einfach ignorierte, weiß ich nicht. Auch meine Mitschüler hatten anscheinend die Sendung nicht gehört bzw. konnten sich zu meiner großen Erleichterung keinen Reim auf diesen Gruß machen.
So blieb es bei der stillen Schwärmerei, bis sich unsere Wege am Ende der sechsten Klasse trennten.
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