Bei meinem Besuch des Palais Populaire geriet ich eigentlich eher zufällig in den Raum, in dem das Totale Tanz-Theater präsentiert wird. Es ist ein Ort, an dem sich die Grenzen zwischen Bühne und Zuschauerraum, Darstellern und Publikum auflösen.
Basierend auf 2 500 Einzelbewegungen von vier realen Tänzern, die digitalisiert und so zu immer wieder neuen Bewegungsabläufen zusammengesetzt wurden, entwickelte der amerikanische Choreograf Richard Siegal eine Virtual-Reality-Inszenierung, an der mittels VR-Brillen die Besucherinnen und Besucher in einen 400 Meter hohen Virtual-Reality-Dom zur Musik der Berliner Band Einstürzende Neubauten teilhaben können.
Dieses als 360-Grad-Video erlebbare Projekt sieht sich in der Tradition des Bauhaus-Künstlers Walter Gropius und Oskar Schlemmer, dem Schöpfer des Triadischen Balletts, und deren Vorstellungen von einem „Totaltheater“: Dieser Bau mit elliptischem Grundriss sollte Platz für 2 000 Zuschauer bieten. Mehrere Bühnen hätten gleichzeitig bespielt werden können. Bewegliche Stellwände sollten feste Einbauten ersetzen, auf transparente Flächen wären Bilder oder Filme projiziert worden.
Im „Totaltheater“ bewegen sich die Tänzer mal wie Menschen und dann wieder wie Superroboter, wenn sie durch den Raum segeln. Ich selbst schwebe mit ihnen schwerelos in die Höhe. Mit einem Mal sacke ich ab und die “Tanzmaschinen” springen über meinen Kopf hinweg. Nach dem Finale mit den wirbelnden Tänzern mache ich einen Schritt über den Rand meines Metallrosts und schwebe über einem milchig schimmernden Abgrund. Als ich die Brille abnehme, stelle ich erleichtert fest wieder festen Boden unter meinen Füßen zu haben.
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