Es passiert selten, dass ich eine Ausstellung irritiert, enttäuscht und schließlich verärgert verlasse, aber bei der aktuellen Werkschau “Klimt” im Kunstmuseum Moritzburg in Halle, Sachsen-Anhalt war dies der Fall. Großmundig als “die einzige Klimt-Schau in Europa außerhalb Österreichs” mit “mehr als 60 Zeichnungen und 10 Gemälde(n)” angekündigt entpuppt sich diese Werkschau – provokativ formuliert – als ein “Ramschladen” des Klimt Œuvres.
Bei den 10 Gemälden handelt es sich bis auf zwei Ausnahmen – meiner Meinung nach – qualitativ um zweite Wahl, wenn man – wie ich – in Wien eine umfassendere Werkschau von Klimts Schaffen betrachten konnte. Lediglich in den Werken “Irrlichter” und “Buchenwald” offenbart sich die in der Ankündigung gepriesene “höchste malerische Qualität” des Künstlers.
Gravierender war jedoch für mich, dass von den mehr als 60 angekündigten Zeichnungen lediglich 3 !!! das Prädikat Zeichnungen verdienen. Der Rest waren Studien zu Bildern / Gemälden, oft kaum erkennbare, vermutlich hingeworfene Skizzen, unsigniert und häufig – entlavernd- mit einem Nachlassstempel versehen.
“Dem Kunstmuseum Moritzburg (Saale) ist diese Sensation gelungen”, sicherlich im Hinblick auf Täuschung der Öffentlichkeit!
P.S. Entschädigt und somit versöhnt wurde ich durch die zwei ständigen Ausstellungen in der Moritzburg “wege der moderne. kunst in deutschland 1900 bis 1945” sowie “wege der moderne. kunst in der sbz/ddr 1945 bis 1990”. Beide Ausstellungen enthalten beeindruckende Werke – als ein Höhepunkt sicher die Halle-Gemälde von Lyonel Feininger – und sind anschaulich gegliedert sowie differenziert beschrieben.
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Peter Lachmann
Ein Gegenargument liefert R. Leppin selbst – er war in Wien. Wer Klimt jedoch nicht dort sehen konnte…
Dass es sich nicht im wirklichen Sinn des Wortes um “Zeichnungen” handelt ist jedoch völlig richtig . Für Kunstschaffende mögen Studien, kaum erkennbare Skizzen, unvollständige Vorentwürfe von Interesse sein, wer jedoch extra nach Halle reist, um mehr als 60 “Zeichnungen” zu sehen ( die Bilder sind allgemein bekannter als das graphische Werk ) der muss enttäuscht sein.