In der aktuellen Ausstellung des Bröhan Museums wird George Grosz und sein, die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse der Weimarer Republik in provozierender und zum Teil schonungsloser Form widerspiegelndes künstlerisches Schaffen umfangreich präsentiert.
Während mir die über 200 in der Ausstellung gezeigten Werke, welche in Berlin während der 20er Jahre entstanden, weitgehend bekannt waren bzw. schon in vorherigen Ausstellungen gezeigt wurden, waren die Gemälde, die während seines Exils in den USA entstanden, künstlerisches “Neuland” für mich.
Es greift dabei zu kurz, wenn die Kuratoren schreiben, dass auch “im New Yorker Exil … ihn die politischen Ereignisse, die vom Berlin unter nationalsozialistischer Herrschaft ausgehen, nicht los(lassen). Vielmehr wird die Widersprüchlichkeit in seinem Schaffen deutlich, wenn zum eine Dünenlandschaft in seinem neuen Domizil bei Cape Cod als Motiv diente, und zum anderen Bilder geschaffen wurden, die sich illusionslos und rigoros mit dem 2. Weltkrieg und seinen verheerenden Folgen sowie den Bedrohungen in der Nachkriegszeit auseinandersetzten. Diesem Spagat begegnete Grosz mit einem Zitat von Walt Whitman: “Do I contradict myself? Very well, then, I contradict myself; I am large, I contain multitudes.” Diese – oberflächlich betrachtete – Inkonsequenz, zwar kurz in der Ausstellung angesprochen, dominiert meines Erachtens sein Spätwerk und ist aufgrund seiner Vita (Politisches Engagement / Sanktionierung / Flucht / Exil) nachvollziehbar.
Bei einem seiner Werke wird diese Entwicklung besonders deutlich: Ein Maler – Selbstportrait? – steht vor seinen Werken, in seinem Kopf / Gehirn befindet sich ein weißer Fleck, der sich in identischer Form in den ihn umgebenden Bilder wiederfindet. Diese Fläche symbolisiert die Leere, die der Künstler empfindet und die sich in seinem Schaffen widerspiegelt. Hier wird nicht – im Unterschied zu seinen anderen in dieser Zeit entstandenen Gemälden – die Grausamkeit von Krieg und Verfolgung abgebildet, sondern deren Unfassbarkeit / Unbegreiflichkeit. Es stellt sich die Frage, was die Kunst angesichts des Grauens (Weltkrieg, Holocaust) überhaupt noch abbilden kann? Hier findet der Satz von Adorno, „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“, seine Entsprechung.
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