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Josef Hegenbarth – Die Glocke

Das Lied von der Glocke von Friedrich Schiller –  wer hat noch nie davon gehört? Viele, insbesondere in meiner Generation, kennen die erste Strophe, viele mussten sie auch auswendig lernen.

Das Gedicht besteht aus 425 Versen, die in 30 Strophen unterteilt sind, wobei zwei Themenbereiche erkennbar sind, der Arbeitsablauf des Glockegießens sowie das menschliche/gesellschaftliche Zusammenleben. Josef Hegenbarth, dessen Werkverzeichnis der Handzeichnungen ca. 17.730 Blätter umfasst, darunter 20 unikate Mappenwerke nach historisch-literarischen Themen, hat im Jahre 1922 “Das Lied von der Glocke” in 32 Zeichnungen mit hineingeschriebenen Verssequenzen illustriert. Während er die 10 Strophen der Glockenherstellung mit Rötelkreide zeichnete, sind die anderen (Pinsel)Zeichnungen in Aquarell mit Leimfarbe.

Abgesehen von der enormen Fleißarbeit imponierte mir die Aussagekraft der Zeichnungen, insbesondere bei den kolorierten Illustrationen: Trotz zum Teil spärlicher Motivauswahl schafft er durch die farbliche Gestaltung und die Sichtperspektive eine außerordentliche Intensität, die den Betrachter in die dargestellte Szene hineinzieht. Durch sie werden die Strophen von Friedrich Schiller quasi lebendig, und ich für meinen Teil habe in etlichen Passagen eine völlig neue Sichtweise auf das Gedicht und dessen Aussagen erhalten.

P.S. Für die neugeschaffene Unterkirche der St.-Hedwigs-Kathedrale schuf Josef Hegenbarth seinen letzten großen Auftrag, 14 schwarzweiße Pinselzeichnungen, die die Kreuzwegstationen Christi zeigen. Es ist das einzige Werk, das er zur dauerhaften Anschauung im öffentlichen Raum konzipierte.

 

 

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