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„Zuneigung“ – Versuch einer Interpretation

Bei meinem Besuch im Rechenzentrum Potsdam am Tag des offenen Ateliers erwarb ich die Skulptur „Zuneigung“ von Helga Kirfel. Der ursprüngliche Schöpfer ist jedoch die Ostsee! Auf ihren Strandwanderungen entdeckt die Künstlerin immer wieder Holzstücke, die sie aufsammelt und in ihrem Atelier zu Kunstwerken (um)gestaltet.

Was fasziniert mich an diesem Kunstfundstück? Zunächst sprangen mir die beiden schwarz-weiß kolorierten herausragenden Streben ins Auge: Sie scheinen sich einander anzunähern und enden parallel in gespaltener Form. Die Künstlerin sah in diesem Teil zwei Tiere, die trotz unterschiedlicher Größe, was durch die Verfärbung noch betont wurde, mit aufgerissenen Mündern in Kontakt treten. Sie assoziierte dabei einen Wolf und einen Vogel, was sie mit aufgemalten Augen und Mäulern hervorhob. Mir war bei der Betrachtung dieses Werkes diese Interpretation zu eindeutig und ließ zu wenig Raum für eigene Fantasien. Deshalb bat ich die Künstlerin diese Charakterisierungen zu entfernen.

Hier liegt für mich auch der besondere Reiz dieses Werks: Je nachdem aus welchem Blickwinkel ich es betrachte, ergeben sich immer wieder neue Assoziationen. Sicher bilden diese beiden, ich nenne sie Stützen den Schwerpunkt des Arrangements: Die unterschiedlichen Proportionen, die sich annähern und fast parallel in Gespreiztheit enden. Dabei wirkt die Dominanz des schwarzen Teils fast erdrückend, insbesondere wenn man die Skulptur aus dieser Perspektive betrachtet. Wenn das Werk jedoch hochhält, ergibt sich eine neue Sichtweise: Man erkennt, dass der schwarze Teil quasi in der Luft hängt, kaum Verbindung mit dem übrigen Ensemble hat, während die weiße Strebe fest darin integriert ist. Dies lässt weitere Interpretationen zu. Und schaut man in die Skulptur hinein, entdeckt man, dass Teile des Schwarzen ursprünglich mit dem Weißen verbunden sind, bevor sie sich auseinander bewegten und dann wieder annähern. Bei genauerer Betrachtung entdeckt man schließlich, dass beide Streben in sich nicht glatt und ebenmäßig sind, sondern Brüche, Absplitterungen verzeichnen.

Auf mich wirken die Streben wie ein gemeinsamer Schrei. Es kann der Ruf nach Liebe, aber auch Schmerz sein. Beide Protagonisten erwachsen aus einer unwirklichen, feindlichen Umwelt, was durch die sie umgebenden empor ragenden Spitzen charakterisiert wird, und deren Teil sie sind. Das Leben hat sie deutlich gezeichnet und unterschiedlich stark geprägt. Trotz aller Diversität streben sie aber eine Gemeinsamkeit an.

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  1. Kirfel

    Wunderbar ihre Interpretation!
    Ich fühle mich verstanden!
    danke!
    H.Kirfel

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