Das Touristik-Programm „Winterliches Brandenburg“ und gute Freunde machten es möglich, die Seele baumeln zu lassen und den Hohen Fläming kennen zulernen. Für geografisch Unkundige: Der Fläming ist ein in der Eiszeit gebildeter Höhenzug und gleichzeitig eine historisch gewachsene Kulturlandschaft im südwestlichen Brandenburg und östlichen Sachsen-Anhalt.
Für den ersten Aspekt mieteten wir uns in dem Landgasthaus Alte Schmiede ein, 65,-€ für das Doppelzimmer inclusive Frühstück! – Der geschmackvoll restaurierte Vierseithof mit gemütlichem Innenhof und ausgedehntem Landschaftsgarten (mit einem Teich und zahlreichen Skulpturen) bot den perfekten Rahmen für Entspannung (Sauna, gepflegte und stilvoll eingerichtete Aufenthalt- und Gästezimmer) und Entdeckungen in dieser Region Brandenburgs.
Bevor ich auf die baulichen Höhepunkte dieser Region, den drei Burgen, eingehe, möchte ich einige Eindrücke zu den dort angesiedelten Orten schildern: Sicher lassen Verallgemeinerungen viele Aspekte unberücksichtigt, jedoch schälte sich für mich ein bestimmtes Muster der „Ortswahrnehmung“ heraus: Ausgehend von einem in der Regel sorgfältig herausgeputzten Ortskern – häufig um das Rathaus bzw. den Marktplatz -, wobei auch hier Stilbrüche (z.B. Neubau eines Supermarkts) festzustellen sind, finden sich in der Peripherie dieses Gebiets drei Häusertypen, die willkürlich nebeneinander existieren: Verfallene, häufig leerstehende Häuser, liebevoll restaurierte Häuser und farbenfrohe Wohneinheiten. Die letzte Kategorie wird dabei häufig bis zur Schmerzgrenze für die Augen ausgereizt: Einfamilienhäuser mit schweinchenrosa Fassade stehen neben giftgrünen und gegenüber dann lila Entäußerungen. Solch einer Farbpalette wollen die Wohnblocks nicht nachstehen und werden dementsprechend himmelblau verschlechtschönert. Dass das Ortsbild unter dieser Farbenpracht leidet, wird anscheinend widerspruchslos hingenommen.
Die mittelalterliche Burganlage Rabenstein, zwischen 1209 und 1212 erbaut, auf dem 153 Meter hohen Steilen Hagen bei Raben spielte im Mittelalter im Grenzland Sachsen-Brandenburg eine wichtige strategische Rolle.
In der Anlage, die sich in kommunalem Besitz befindet, wurden nach 1990 umfangreiche Sanierungen vorgenommen. Heute befinden sich in den Gebäuden der Burg eine eher rustikal eingerichtete Herberge, in der Übernachtungen angeboten werden, sowie eine Gaststätte. Lohnend ist eine Besteigung des Bergfrieds, der auch ein kleines Museum der Anlage beherbergt, da er einen weiten Blick in die Landschaft ermöglicht.
Die Wurzeln der Burganlage Wiesenburg gehen auf eine mittelalterliche Burg des 12. Jahrhunderts zurück, die nach einem Brand um 1730 zu einem prunkvollen Schloss umgebaut wurde. ,im 16. Jahrhundert durch einen Schlossneubau ersetzt wurde.Am Torhaus und am Bergfried lässt sich die ehemalige Burg noch gut erkennen. Zu Zeiten der DDR wurde die Anlage als Schule und später als Internat genutzt, nach der Wende jedoch an private Investoren verkauft, die die Schlossgebäude umfassend sanierten und zu einer exklusiven Wohnanlage umwandelten.
Hier lohnt sich der Besuch des Torhauses, in dem in einer kleinen Ausstellung über die Wiesenburg und die Geschichte des Schlosses informiert wird. Der Bergfried bietet einen Rundum-Blick auf das Umland Wiesenburgs, aber auch auf das verfallene Brauereigelände und den Supermarkt-Neubau auf dem benachbarten Gebiet der ehemaligen Schnapsbrennerei. – Der landschaftsgeschützte Schlossgarten war leider aufgrund der grassierenden Vogelgrippe gesperrt.
Die Burganlage Eisenhardt in Bad Belzig wurde Ende des 12. Jahrhunderts errichtet. Während der Zeit der DDR waren dort pädagogische Einrichtungen (u.a. Berufsschule, Sonderschule) untergebracht. Heute beherbergt die Burg neben anderem ein Heimatmuseum, eine Bibliothek mit Schwerpunkt auf die Burggeschichte sowie ein Hotel mit edlem Restaurant.
Auf dem Gelände befindet sich auch ein kleines Café mit einem besonderen Flair: Gesammelte Geschmacklosigkeiten als Dekoration, querbeet Ausstattung, ungewöhnliches Speiseangebot (u.a. Schmalzstullen) und untypische Wirtsleute erzeugten eine anheimelnde, zum Schmunzeln neigende Atmosphäre.
Ein markanter Punkt auf der Fläming-Erkundungstour soll am Ende noch Erwähnung finden, die „Besteigung“ des Hagelbergs, der höchsten Erhebung Brandenburgs mit 201 Metern! Hier fand im Jahr 1813 im Vorfeld der Völkerschlacht bei Leipzig während der Befreiungskriege die Schlacht bei Hagelberg zwischen preußisch-russischen Truppen und der Armee Napoleons statt. An den Sieg der Kriegskoalition wird mit einer Denkmal und ausführlichen Beschreibungen innerhalb des Ortes erinnert.
19.2.2017
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