Reisen-Exkursionen

2 Kleinode in Märkisch-Oderland – John Heartfield Sommerhaus und Gustav Seitz Museum

Gut 50 Kilometer östlich von Berlin im bzw. am Naturpark Märkische Schweiz gelegen sind zwei Orte zu entdecken, die dem Schaffen zweier berühmter Künstler gewidmet sind – das ehemalige Sommerhaus von John Hearfield in Waldsieversdorf und das Gustav Seitz Museum in Trebnitz.

John Heartfield, bekannt und berühmt als Mitgründer des Malik-Verlages, für dessen Bücher er auf den Deckblättern Titelmontagen kreierte, und wegen seiner Fotomontagen in der „Arbeiter Illustrierte Zeitung“ (AIZ), musste zu Beginn der Naziherrschaft zunächst nach Prag und dann nach London fliehen.

Nach Kriegsende, 1949, ging Heartfield in die DDR, aber man begegnete ihm dort wegen seines “West”-Exils mit Misstrauen. So wurde ihm, der 1919 in die KPD eingetreten war, eine Aufnahme in die SED „aus Sicherheitsgründen“ verweigert und eine Ausstellung – anlässlich seines 60. Geburtstags –  1951 abgesagt.

Berthold Brecht, der von diesen Vorgängen und den gesundheitlichen Folgen für Heartfield (Herzinfarkt) erfuhr, riet ihm sich ein Domizil in der Märkischen Schweiz zu suchen. In Waldsieversdorf, zwei Kilometer entfernt von Brechts Haus in Buckow, erwarb er ein Grundstück und ließ dort eine schlichte Sommerresidenz errichten.

Während das Haus von außen aufgrund seiner Holzverkleidung eher wie eine Datsche erscheint, wirkt das ehemalige Arbeits- und Wohnzimmer mit einem “birnenförmigen” offenen Kamin und den großen Fenstern, durch die der Blick in den Garten und hinab zum Großen Däbersee geht, imposant.

Als Hearfields Witwe 1982 starb, gelangte das Sommerhaus samt Grundstück in den Besitz der Berliner Akademie der Künste, die es zur Erholung ihrer Mitarbeiter nutzte. Nach der Wende strengten die adligen Altbesitzer einen langen, aber erfolglosen Rechtsstreit um Grund und Boden an. Schließlich übernahm die Gemeinde die Immobilie, ein Heartfield-Freundeskreis gründete sich und begann – gefördert mit Mitteln der Europäischen Union und der Gemeinde – mit den Aufräum- und Sanierungsarbeiten. Seitdem wurde mit großem Engagement Anschauungsmaterial zu Heartfields Leben und Werk zusammengetragen, welches fachkundig dem Besucher präsentiert wird.

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Am 11. September 2017, dem 111. Geburtstag von Gustav Seitz, konnte die Gustav Seitz Stiftung für den künstlerischen Nachlass des Bildhauers und Zeichners ein Zentrum im ehemaligen Wasch- und Schlachthaus von Schloss Trebnitz eröffnen. Das Gebäude wurde vom “Schloß Trebnitz Bildungs- und Begegnungszentrum e. V.” im Winter 2016/17 saniert und der Stiftung für ihr Zentrum zur Verfügung gestellt. Zwar gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Ort Trebnitz und dem Leben von Gustav Seitz, aber statt die Werke im Depot eines größeren Museums zu deponieren, soll hier ein offenes Zentrum für Kunst- und Kulturpädagogik entstehen, das sich in das Konzept der Bildungs- und Begegnungsstätte einfügt.

Das Museum beherbergt den kompletten künstlerischen Nachlass von Gustav Seitz, der rund 150 Skulpturen, mehr als 4000 Zeichnungen und Grafiken sowie eine umfangreiche Bibliothek umfasst. Im Obergeschoss wird mit wechselnden, thematischen Studioausstellungen auf spezielle Aspekte des künstlerischen Schaffens von Gustav Seitz eingegangen. Aktuell wird seine Auseinandersetzung mit vier Dichtern (Thomas und Heinrich Mann, Francois Villon und Bertolt Brecht), die sich in beeindruckenden Büsten widerspiegelt, präsentiert.

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  1. u159s

    Sehr interessant, kaum bekannt. Vielen Dank für die Tipps. Werde es demnächst nutzen.

  2. Eva M.

    Vielen Dank für die Horizonterweiterung . Gewiss spannend gewesen, am historischen Ort die geschichtlichen Ereignisse nachzuvollziehen.

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