Emil Pottner, 1872 als Kind einer jüdischen Schauspielerfamilie in Salzburg geboren, ließ sich um die Jahrhundertwende nach seinem Kunststudium und einem Praktikum in der Delfter Porzellanmanufaktur in Berlin nieder. Ab 1905 war er auf dem Gebiet der Kleinplastik tätig und entwickelte ein eigenes System der Porzellanplastik. Er arbeitete in einer Keramikwerkstatt in Berlin-Charlottenburg, die er 1917 übernahm. Daneben arbeitete er auf den Gebieten der Malerei, der Radierung, der Lithographie sowie des Holzschnitts und verfasste auch einige selbst illustrierte Bücher. Ein von ihm 1907/1908 erworbenes Grundstück direkt an der Havel in Petzow gelegen gab ihm Inspiration für seine Gemälde, Graphiken und Keramiken. Durch seine Tierdarstellungen erlangte er einen großen Bekanntheitsgrad.
Im Jahr 1904 wird Emil Pottner ordentliches Mitglied der Berliner Secession, die bis 1911 unter dem Vorsitz Max Liebermanns stand, und tritt 1905 dem Deutschen Künstlerbund bei.
Von 1933 an trifft den jüdischen Maler und Keramiker die volle Brutalität der nationalsozialistischen Repressalien. Er erhält Berufsverbot, ein Eintritt in die Reichskulturkammer wird ihm verwehrt, und er musste seine Keramikwerkstatt aufzugeben. 1938 war er gezwungen auch sein Grundstück in Petzow verkaufen. Am 24. Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert, von dort am 26. September nach Treblinka und dann in das Vernichtungslager Maly Trostinez gebracht.
Ich entdeckte Emil Pottner während eines Besuchs der Galerie Nierendorf, wo zurzeit in einer Ausstellung das Werk von Josef Scharl gewürdigt wird. In einem ihrer Räume liegen Mappen mit diversen Kunstwerken für den schmalen Geldbeutel zum Verkauf aus. Pottners Werk „Unter neutraler Flagge“ fiel mir sofort auf, weil sich in allegorischer Tierdarstellung die Brutalität des Krieges widerspiegelt. Dieses Werk erschien 1915 in der Zeitschrift „Krieg und Kunst“.
Zu Hause angekommen forschte ich zunächst über den Künstler und entdeckte, dass insbesondere der Heimatverein Petzow versucht hat, das Leben und Schaffen dieses Künstler aufzuarbeiten.
Zu der Zeitschrift fand ich im Netz bemerkenswerte Informationen: “Krieg und Kunst” wurde in den Kriegsjahren 1914 bis 1917 in insgesamt 32 Folgen herausgegeben. In den Ausgaben befanden sich einliegend je vier bis fünf Lithographien, die im Stein signiert und unten links den Stempel der Berliner Secession sowie unten rechts die typographische Angabe zu Künstler und Titel trugen. Auf der Rückseite der Zeitschrift wurden die Käufer über die Absicht aufgeklärt, die hinter der Herausgabe der “Krieg und Kunst” stand: “Mit dem Erscheinen dieser Steinzeichnungen gibt die Berliner Secession ihrem Kreise Gelegenheit sich aus dem Geiste dieser großen Zeit heraus auszusprechen. Die Blätter sollen den Krieg überdauern und späterhin als ein Ausdruck künstlerischen Kampfes in friedlicher Zeit fortgesetzt werden. […]”
Views: 7
Schreibe eine Antwort