Bildende Kunst

Christopher Lehmpfuhl – Neue Heimat

Christopher Lehmpfuhl lud zum Atelierfest ein, und Hunderte von Schaulustigen kamen. Ob dies wirklich Interessierte an seinen Werken, oder Sehen und Gesehen Werdende oder nur Buffetjäger gewesen sind, lasse ich einfach einmal offen. Ich habe seine Werke schon in etlichen Galerien und auf zahlreichen Ausstellungen bewundern dürfen und war immer wieder von seinem Duktus, den farb- und schichtvoluminösen Auftrag bei seinen Gemälden fasziniert.

Lehmpfuhl trägt dabei die Ölfarbe mit den Händen pastös auf die Leinwand und modelliert sie anschließend. Dadurch entsteht eine haptische Bildoberfläche, die einen reliefartigen und skulpturalen Charakter aufweist und eine plastischer Dreidimensionalität erzeugt.

Diesmal waren es jedoch nicht die mit kompakten Farbmassen dargestellten Landschaften und urbane Räume, die meine Aufmerksamkeit fesselten, sondern der Zyklus „Neue Heimat“, der mir ins Auge stach. Entgegen seiner üblichen und bekannten Darstellungsform nutzte Lehmpfuhl für den pastösen Auftrag lediglich schwarz und weiß in mannigfaltigen Nuancierungen. Auch die dargestellten Motive unterschieden sich deutlich von seinen bekannten Werken: Zwar waren bei einigen Bilder auch Landschaften angedeutet, häufig aber eher als Hintergrund für Personen, die sicher für ihn auch eine Bedeutung gehabt haben oder immer noch haben. Besonders beeindruckt war ich von den Werken, bei denen die Gesichter von Personen im Zentrum standen.

Die Ausdrucksstärke des Mannes im fortgeschrittenen Alter, jede Linie bedeutungsschwer, zog mich in den Bann, genauso wie das ältere Ehepaar in inniger Verbundenheit, die sich in jeder Kontur ausdrückte. Von seiner Motivation, diesen Zyklus nicht farbgewaltig darzustellen, hätte ich gerne mehr erfahren, auch über die Personen, die Lehmpfuhl in diesen Gemälden verewigt hat.

Nach dieser intensiven Betrachtung hielt mich nichts mehr in den Atelierräumen, und nach dem Verzehr von zwei Stücken Kuchen, schließlich musste ich ja Kräfte für den Rückweg sammeln, verließ ich das Atelierfest.

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