Die Gemäldegalerie zeigt aktuell Anthony Caros „Jüngstes Gericht“, eine 25-teilige monumentale Werkgruppe aus Holz, aber auch aus Stein, Ton und Beton. Anstoß für Anthony Caros Hauptwerk waren die Kriegsverbrechen der Balkankriege. Sie erinnerten den jüdischen Künstler, übrigens ein Schüler von Henry Moore, an den Holocaust.
Der Besucher betritt durch ein hölzernes Tor, über dem eine Glocke hängt, einen fegefeuerartigen Saal. Rechts und links säumen zwanzig kapellenartige Gehäuse den Weg bis zur rückwärtigen Wand. Dort stehen vier Skulpturen mit den Posaunen des Jüngsten Gerichts, dahinter eine letzte Pforte mit angelehnter Tür, die Himmelpforte.
Als ich die abgedunkelte Halle betrat, vorbei an den mit Spotlights herausgehobenen Skulpturen, die an Kreuzwegstationen erinnern, spürte ich eine tiefe Beklemmung. Man defiliert an den Sünden der Welt vorbei, die Caro in die Bereiche Unterwelt, Sünde und Sünder, Verbrechen und Strafe, Vergänglichkeit und Dauer und schließlich Hoffnung unterteilt. Auch wenn er diese Themen in abstrakter und symbolbehafteter Figuration nur andeutet, wird eine schonungslose Erschütterung von Gewalt und Leid spürbar. Selbst das eigentlich positiv besetzte Motiv Hoffnung, hier mit den Werken „Elysische Gefilde“ und „Jakobsleiter“ widergespiegelt, hinterließ bei mir in ihrer Darstellung ein schauriges Gefühl.
Lediglich ein Ensemble des 42 Tonnen schweren Gesamtkunstwerks, die 4 Postamente mit ihren Posaunen, hinterließen ein Schmunzeln, denn Caro titulierte sie (in englischer Sprache) „The Last Trump“ (1-4). Zwangsläufig kam mir da der US-Lautsprecher-Präsident in den Sinn, man konnte mit etwas Phantasie sogar Ähnlichkeiten feststellen. Zum Glück gibt es in der Realität nur einen Trump….
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