Es ist schon ein befremdendes, ja sogar beklemmendes Gefühl, wenn Teile des eigenen Lebens Thema einer Ausstellung sind. So ist es mir ergangen, als ich mir die Ausstellung „Summer of Love“ im Palais Populaire der Deutschen Bank angeschaut habe. Wie sagte die junge Dame am Empfang, als ich sie daraufhin ansprach. „Sie sind halt ein Museumsstück.“
Zwar war ich nicht Teil dieser, sich weitgehend auf die Gegend um San Francisco konzentrierenden Bewegung gewesen, aber als Austauschschüler habe ich an der Ostküste doch deren Ausläufer miterlebt: Die Musik der Westküste wie z. B. Jefferson Airplane, das psychedelische Licht und manchmal auch das entsprechende Outfit. Als ich nun in der Ausstellung bei den Exponaten das Plattencover einer LP von der Gruppe Love entdeckte und diese bei mir zu Hause im Regal steht, dann kam ich mir wie ein passiver Zeitzeuge wider Willen vor.
Die Ausstellung selbst kann nicht den Anspruch erheben eine Dokumentation der damaligen Zeit zu sein, noch liefert sie Erklärungsversuche für den damaligen Aufbruch, sondern sie ist in meinen Augen eher ein Sammelsurium einzelner Events und Bewegungen. Es fehlt auch weitgehend der politische Aspekt, der diese Zeit doch sehr stark geprägt hatte, wie z.B. der Vietnamkrieg. Der Schwerpunkt wurde, wie der Untertitel es schon besagt, auf Art Fashion and Rock n’ Roll gelegt, das Politische ist auch eher nicht die Sache der Deutschen Bank.
Was mich bei der Ausstellung besonders faszinierte, waren die zahlreichen ausgestellten Plakate, bei denen auf Pop Konzerte, Meetings oder andere Events hingewiesen wurde: Alles Kunstwerke in sich, wo die Ankündigung der Akteure fast in den Hintergrund trat, manchmal auch nur schwer entzifferbar, aber durchweg ein Augenschmaus. Insbesondere wenn man es mit den heute nüchternen Ankündigungen von Konzerten vergleicht. Einige dieser Werke wurden sogenannte Klassiker, wie die Ankündigung eines Konzerts von Grateful Dead, und ein Motiv fand seinen Niederschlag in dem Plattencover von Santanas erster LP.
Views: 831
Peter Lachmann
Es fehlt der politische Aspekt? Die ganze Bewegung, von der hier Zeugnis gegeben wird, ist als Reaktion auf Zustände und Umstände entstanden, ist das nicht politisch? Die Forderung nach “Peace” meint doch den Vietnamkrieg, ich verstehe diesen Absatz in R.L.´s Kritik nicht.
Leppin
Wie du richtig schreibst, war diese Bewegung eine Reaktion auf “Zustände und Umstände”; doch hätte man diese benennen und verdeutlichen müssen. Der Vietnamkrieg war DAS politische Ereignis, welches große Teile der jungen Generation bewegte, schließlich drohte den jungen Männern das “Drafting” und “Sending to Vietnam”. Dem gegenüber bezog sich das Schlagwort “Peace” häufig auf das Miteinander innerhalb der Gesellschaft – analog dem deutschen Begriff “Friede sei mit dir”.
Richard Preschel
Für die amerikanische Kunst von dieser Jahre, habe ich für meine Tochter diese Webpage komponiert:
http://usasixtiesart.blogspot.com/
der Text ist in Französisch und du brauchst Flash für die Bilder zu sehen.
LG
Leppin
Danke für diesen ergänzenden Beitrag!!!!