Unser Literatur-Club wagte sich auf ein neues Terrain, die bildende Kunst. Ziel dieses Ausflugs war das Archiv und die Sammlung der Stiftung Arp e.V., die seit 1977 einen großen Teil des künstlerischen Nachlasses des deutsch-französischen Bildhauers und Dichters Hans Arp und seiner ersten Frau, der Schweizer Künstlerin Sophie Taeuber-Arp betreut. Die Stiftung ist Verwalterin des Urheberrechts der beiden Künstler und unterstützt wissenschaftlicher Forschung, indem sie z.B. Stipendien an Forscher vergibt, die zu Werk und Leben der beiden Künstler arbeiten. Dem breiten, internationalen Publikum wird eine Datenbank zum skulpturalen Werk Hans Arps zur Verfügung gestellt, und für interessierte Personen ist nach Voranmeldung das Archiv und die Sammlung in einem Schaulager der Stiftung zugänglich.
Beim Betreten der Räumlichkeiten, die in der obersten Etage der Ludwig-Loewe Höfe angesiedelt sind, befindet man sich sofort in der umfangreichen Bibliothek der Stiftung, die nicht nur Dokumente zu den beiden Künstlern enthält, sondern auch die Kunstströmungen Dadaismus und Surrealismus abdeckt.
Den Anfang in dem langgestreckten Schauraum, der in drei Bereiche unterteilt ist, bilden »papiers déchirés«, Collagen, bei denen Zufall und Vergänglichkeit wichtige Bestandteile sind. Den Schwerpunkt im mittleren Part bilden größere Skulpturen, die in ihrer unterschiedlichen Formgestaltung bestimmte Schaffensperioden von Jean Arp widerspiegeln. An der Wand kann man eines der wenige Gemälde Arps bewundern, “Kreuzigung” aus dem Jahr 1914.
Erschlagen wurde ich vom räumlich größten Bereich, dem eigentlichen “Lager”: Hier dokumentieren Dutzende von Skulpturen die immense Schaffenskraft Jean Arps, wobei wir von der äußerst sachkundigen Führerin erfuhren, dass er sich erst relativ spät, in seinen 40er Jahren, dieser Kunstform zuwandte. Viele seiner organischen, rundplastischen Arbeiten in Gips und Bronze, bei denen nach seinem Bekunden allein die Natur Pate steht, übten solch eine Faszination und Anziehungskraft auf mich aus, dass ich mich immer wieder beherrschen musste, sie nicht zu berühren. Wie gerne hätte ich ihre Geschmeidigkeit ertastet, ihre dynamische Bewegung haptisch erspürt.
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