Ich besuchte die Ausstellung “Fortsetzung jetzt!” , auf der ich mir anlässlich des 150 jährigen Bestehens des Vereins der Berliner Künstlerinnen eine Werkschau von 22 Künstlerinnen in der Alten Kaserne der Zitadelle Spandau anschaute.
Wie so oft bei meinen Ausstellungsbesuchen blieb mein Auge an zwei Bildern haften: Es waren sowohl der Titel als auch die Gestaltung und der Ausdruck der Werke, die mich anzogen. Heike Ruschmeyer thematisierte darin Terroranschläge von Rechtsextremisten, zum einen das Oktoberfestattentat am 26. September 1980 am Haupteingang des Oktoberfests in München, wo durch die Explosion einer Rohrbombe 13 Menschen getötet und 211 verletzt, 68 davon schwer, wurden, zum anderen das Nagelbomben-Attentat in Köln, wo 9. Juni 2004 eine ferngezündete Nagelbombe detonierte, die 22 Menschen verletzte, vier davon schwer. Beiden Gewalttaten ist gemeinsam, dass sie bis heute nicht völlig aufgeklärt worden sind und dass die Ermittlungsbehörden zunächst nicht von einem rechts-terroristischen Hintergrund ausgingen.
Heike Ruschmeyer verwendet bei ihren Werken Fotografien aus der Kriminologie und Gerichtsmedizin als Vorlagen für ihre Darstellungen von Selbstmördern oder Opfern von Gewaltverbrechen. Während sie in früheren Bildern ihre Protagonisten häufig überlebensgroß ins Format setzte, z.B. in ihrer Auseinandersetzung mit dem Terrorismus durch Bildnisse von Jan-Carl Raspe oder Ulrich Wessel sowie in ihrer Lalelu-Serie, die mit Familiendramen bzw. Kindervernachlässi-gungen thematisierte, treten die Opfer dieser Gewalttaten in den Hintergrund.
Sie stellt in den 2015/16 geschaffenen Werken den Tatort nach den Bombenattentaten dar, es wird eine Leere abgebildet, die das Ausmaß der Zerstörung nur erahnen lässt. Nicht die Einzelpersonen, die Opfer, sind von Bedeutung, sondern die Tat an sich, wobei das Grauen durch die Farbwahl noch gesteigert wird. Ich gehe in meiner Interpretation so weit, dass die große weiße Fläche bei dem Bild zum Oktoberfestattentat durchaus eine Analogie zur Bombendetonation sein könnte.
Heike Ruschmeyer sagte mal, “Meine Mutter sagte immer, dass ich nicht genug Phantasie hätte, aber ich finde die Realität des Lebens unglaublicher als Phantasien“. Wenn ich mir diese Terroranschläge, sowohl was die Tat an sich als auch was die Begleitumstände ihrer Aufklärung und Aufarbeitung angeht, betrachte, dann muss ich ihr uneingeschränkt zustimmen-
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