Bei einem Kurzaufenthalt in Düsseldorf besuchte ich auch das Museum Kunstpalast. Es besteht eigentlich aus zwei Teilen, denn auf der gegenüberliegenden Seite war die Sonderausstellung „Die Große 2018“ angelegt. Dort wurden Werke von Künstlern, die in Düsseldorf oder der Umgebung lebten und die zeitgenössisch waren, ausgestellt. Ich wollte mir die 8 € Eintritt nicht ans Bein binden und eigentlich auf einen Besuch verzichten. Aber durch Zufall gelangte ich doch in einige der Räume, und ein Werk ließ mir den Atem stocken.
Es war ein Werk mit dem Titel „Das Erbe“ von Radoslava Markova, welches sie im vergangenen Jahr gemalt hatte. Zunächst glaubt man nur Blautöne zu entdecken, worin quasi verloren eine Person vor einer Nähmaschine sitzt. Es sind diverse Blautöne, zum Teil auch mit groben Pinselstrichen angedeutet. Doch wenn man genauer hinschaut, dann entdeckt man, dass es nicht einfach nur Blautöne sind, sondern dass das Blau sich zum Teil als ein Stoff oder ein ähnliches Gebilde herausstellt, welches von der Person verarbeitet wird. Es könnte bedeuten, dass die Person, die an der Nähmaschine sitzt, vermutlich eine Frau, den Stoff, der schier endlos zu sein scheint, verarbeitet. Es könnte aber auch von einer symbolischen Bedeutung sein, dass die Person für die Menschheit steht, Elemente der Natur verarbeitet, bearbeitet, repariert. Es gibt also sehr viele Interpretationsspielräume, je nachdem welchen Blickwinkel man hat. Was mich besonders fasziniert hatte, war die schier unermessliche Menge des Blaus, egal ob es Stoff oder Naturelemente sind, und wie klein und geduckt, obwohl in der Mitte sitzend, der Mensch gegenüber ist. Die Intensität wird auch durch die Haltung der Person, ihre Blickrichtung vor der Maschine noch verstärkt. Und natürlich wird durch die Nähmaschine, ein nicht zeitgemäßes Exemplar, die Unzulänglichkeit der Tat des Menschen, oder der Person, noch verstärkt.
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