Bevor ich auf das Highlight meines Ausstellungsmarathons anlässlich der Berlin Art Week eingehe, möchte ich einige Sätze zu dem Gebäude schreiben, in dem die Ausstellung von Norbert Bisky stattfand: Die St.-Agnes-Kirche ist ein ehemaliges katholisches Kirchengebäude in Kreuzberg, das nach Plänen von Werner Düttmann entstand und 1967 vollendet wurde. In der Zeit von 2003 bis 2006 wurden jedoch im Erzbistum Berlin aus strukturellen und finanziellen Erwägungen zahlreiche Pfarrgemeinden zusammengelegt und der Standort St. Agnes im Jahr 2005 aufgegeben. Ende des Jahres 2011 kaufte die St.-Agnes-Immobilien- und Verwaltungsgesellschaft das Bauensemble und verpachtete es anschließend an den Berliner Galeristen Johann König, der es bis Mai 2015 umbauen ließ. Die frühere Kirche dient König nun als Galeriegebäude – hierfür erhielt das Ensemble den Architekturpreis Berlin 2016 – ,während das alte Gemeindezentrum schon seit 2013 durch andere Mieter genutzt wird.
Die aktuelle Ausstellung ist die erste Einzelausstellung von Norbert Bisky. Der Titel „Trilemma“ steht für eine Konfliktsituation, bei der zwischen drei jeweils ungünstigen oder inakzeptablen Optionen entschieden werden muss. Das Motiv der dreifachen Ausweglosigkeit dient Norbert Bisky nun als konzeptueller Ausgangspunkt für seine meist großformatigen Bilder, die vor blauem Hintergrund in kräftigen, intensiven Farben Chaos, Gewalt und Zerstörung zeigen.
Die titelgebende Arbeit zeigt eine männliche, dem Betrachter abgewandte Person vor einem dreifarbigen Trilemma-Schema, das wiederum von einer landkartenähnlichen Form überlagert wird. Innerhalb dieser dargestellten Landesgrenzen lassen sich Details von brennenden Trümmerteilen, Palmwedeln und einer ineinander verschlungenen Menschenmasse ausmachen. Setzt man die einzelnen Elemente miteinander in Beziehung, ergibt sich eine Darstellung aktueller territorialer Konfliktsituationen, die sich auf alle Lebensbereiche der Gesellschaft auswirken.
Die im Werk Biskys fest verankerten Ausgangspunkte von Gewalt, Haltlosigkeit und Willkür kommen besonders in seinem Monumentalwerk (300 x 750 cm) “Big Trilemma” zum Tragen, wobei jedes Detail seine eigene Geschichte erzählt und sich letztlich auf komplexe und vielfältige Weise zu einer Chronik unserer Zeit zusammensetzt.
Der abschließende Gang durch den liebevoll angelegten Garten mit seinen bemerkenswerten Skulpturen diente mir als Ventil, um meine bedrückenden und aufwühlenden Gefühle zu verarbeiten.
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