Das größte Atelier der ganzen Welt gehört dem mittlerweile 86 jährigen Künstler Herman de Vries. Es ist ein Laubwald von etwa 200 Quadratkilometern, der den winzigen Ort Eschenau in Unterfranken umgibt.
De Vries’ Kunst nährt sich absolut aus der Natur: “Natur ist sich selber genug und soll dem Menschen auch genug sein” Während andere Künstler das menschengemachte, fertige Ding zur Kunst erklären, geht er einen Schritt weiter. Für ihn ist die Natur der größte Künstler. Er selbst stellt Steine, Erden, Blätter und Baumstämme auf Podeste in Galerien und war sogar im Pavillon seines Landes auf der Biennale von Venedig im Jahr 2015 vertreten.
Ich begegnete seinen Werken vor etlichen Jahren in einer ihm gewidmeten Sonderausstellung in Schloss Moyland. Seine Annäherung an die Natur mittels der „Ausreibung“ – dazu nimmt er Erde und reibt sie mit dem Finger auf Papier – faszinierte mich so stark, dass ich bei meinem darauf folgenden Urlaub auf La Palma die mannigfaltigen Erden sammelte und zu Hause zu meinem ersten eigenen Werk verarbeitete.
Als ich nun las, dass in den Räumen von FS Art eine Ausstellung dieses Künstlers stattfindet, machte ich mich natürlich auf den Weg in die Potsdamer Straße 102. Die Werkschau läuft unter dem Motto „From Zero to Zero“, zum einen eine Referenz an die Zero-Bewegung der 60er Jahre, deren holländischen Gruppe „nul“ er nahe stand, zum anderen ein Hinweis auf zwei inhaltsleere Werke, die den Anfang (“White” aus dem Jahr 1960) und das Ende (“Empty” aus dem Jahr 2016) seines bisherigen Schaffens bilden.
Der Höhepunkt dieser kleinen, aber stark beeindruckenden Ausstellung war mich mich das 60 teilige Werk Wintervegetation. In 60 Rahmen hat er die verschiedensten Pflanzen seines Waldes zur Winterzeit gepresst; jedes Stück für sich ein atemberaubendes Kunstwerk in unterschiedlicher Anordnung, scheinbar zufällig, aber insgesamt eine innere Ordnung erzeugend, die den Betrachter überwältigt: Welche Schönheit und Anmut der Natur sich darin widerspiegelt!
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