Fürstenberg an der Havel ist bekannt und geschätzt wegen der Vielzahl an Seen, Flüssen und Bächen, die die Stadt prägen. Dementsprechend führt Fürstenberg auch die Zusatzbezeichnung Wasserstadt. Was jedoch den Wenigsten bekannt sein dürfte, die diese Stadt besuchen, ist, dass man hier ein bemerkenswertes Industriedenkmal besichtigen kann: Die stillgelegte Eisenbahnfähre zwischen dem mecklenburgischen Fürstenberg und der brandenburgische Gemeinde Ravensbrück war die einzige selbstfahrende Eisenbahn-Flussfähre Deutschlands.
Offiziell gebaut für die Faserstoff GmbH in Fürstenberg/Havel, die jedoch 1926 in Konkurs ging, wurde sie 1929 vom Heereswaffenamt erworben. Der Name Faserstoff GmbH wurde beibehalten, um die laut Versailler Vertrag verbotene Lagerung und Produktion von Waffen in den ehemaligen Hallen der Faserstoff GmbH zu verbergen. 1934 begann dann die Produktion von Geschosshülsen, für die deutsche Wehrmacht. Um diese Geschosshülsen dann in die Lufthauptmunitionsanstalt Strelitz bei Neustrelitz zu befördern, wurde die Eisenbahnfähre benötigt. Diese Gleisanlage der Fähre wurde 1936 mit Anschluss an die Strecke Britz–Fürstenberg fertiggestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurden mit der Eisenbahnfähre zeitweilig auch Häftlinge des KZ Ravensbrück als Zwangsarbeiter in die Munitionsfabriken transportiert.
Ab 1945 wurde die Fähre von der Roten Armee genutzt, um Militärgüter und Brennstoffe zu transportieren. Die Faserstoff-Werke waren dann eine Reparaturstelle für Panzer und Lkw. Erst 1993 wurde die Anlage stillgelegt. Im nahe gelegenen Lokschuppen kann man durch Glasfenster noch eine Diesellok vom Typ V10B sehen, eine Rangierlok, welche speziell für Werk- und Anschlussbahnen konzipiert wurde.
Leider ist dieses Kleinod nur unzureichend ausgeschildert, aber ein Besuch dieser einzigartigen Anlage ist unbedingt empfehlenswert!
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