Aufgrund eines Zeitungsartikels wurde ich neugierig auf den Maler Werner Büttner und sein Schaffen. So begab ich mich in die Galerie Contemporary Fine Arts, um bei der Ausstellung „Bilder 1979-2019“ seine Werke kennenzulernen. Büttner wurde in den 1980ern zusammen mit den Brüdern Albert und Markus Oehlen sowie Martin Kippenberger zu den sogenannten „Neuen“ oder „Jungen Wilden“ in der Malerei gerechnet, die sich von der Konzeptkunst abwendeten und eine „Rückkehr der Malerei“ propagierten. Seine Malerei galt damals neoexpressionistisch bis neodadaistisch, mit teils humorvollen und sarkastischen Anspielungen auf den Alltag in Titeln und Sujets. Daneben machte Büttner wie andere Junge Wilde auch mit Gesellschaftskritik, ironisch-provokanten Aussagen, rebellischen Posen und verbalen Tabu-Brüchen auf sich aufmerksam: „Ich will auch nur eine warmes Plätzchen, von wo aus ich Menschen für eine gute Sache abknallen kann,“ „Das Auge aufs Kleine und die Großen aufs Auge“.
Der Ausstellungstitel „Bilder 1979- 2019“ ist ein kleiner, verzeihlicher Etikettenschwindel, denn es bis auf ein aktuelles Selbstporträt mit Zigarette („Selbst, in gutem Rauch geborgen“) stammen die elf ausgestellten Werke aus der Zeit zwischen 1979 und 1984, der Hochzeit der Jungen Wilden.
Die Eye-Catcher der Ausstellung sind sicher das „Selbstbildnis im Kino onanierend“, provozierend, auffordernd aber auch abschreckend und „Brüder (Kain + Abel)“, wo eine Gestalt über einer daniederliegenden anderen Gestalt steht, in der einen Hand eine Wuchtwaffe, in der anderen den Arm der anderen, eine eindringliche, über den eigentlichen Brudermord hinausgehende Darstellung.
Mich faszinierten aber besonders die Werke, bei denen sich eine schmerzhafte Aktualität herstellen lässt. Wer denkt nicht an Thüringen und den verweigerten bzw. vollzogenen Handschlag bei „Denn sie wissen, was sich gehört“ (1983), wo zwei einander an den Fingerspitzen berührende Affenhände hervorstechen, eine offensichtliche, despektierliche Referenz an Michelangelos Fresko in der Sixtinischen Kapelle. Und auch bei „Schmeißfliegen“, wo Soldatenmassen in schier unendlicher Formation bedrohlich auf den Betrachter zumarschieren, kommen einem zwangsläufig Assoziationen zu den zahlreichen bewaffneten Konflikten.
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