Senftenberg – where the f… is Senftenberg? Das Ü-65 Abonnement bei der BVG und das Interesse an Kunst motivieren mich zu dieser Exkursion. Mit meinem Hechelfreund HDW treffe ich mich am S-Bahnhof Gesundbrunnen und gemeinsam begeben wir uns mit der Regionalbahn auf die 90 minütige Fahrt ins Ungewisse – vorbei an KW, Lübben und Calau bis zur Endstation. Der erste Eindruck ist deprimierend: Ein schmuckloser, heruntergekommener Bahnhof, nebenan ein verfallenes Haus und ein Getränkeladen – geöffnet von 5:00 bis 18:00 Uhr – davor ein großer Vorplatz für die Busse des Nahverkehrs, mittendrin wir zwei Oldies umringt von Dutzenden Jugendlichen nichtdeutscher Herkunft, aus dem Sprachgewirr und dem Aussehen würde ich zahlreiche Ländergruppen ausmachen. Fragen über Fragen: Warum sind sie gerade in Senftenberg? Sind es unbegleitete Jugendliche? Wo leben sie?
Mit dem Citybus fahren wir zwei Stationen Richtung Zentrum. Hier kann der Ort mit zwei Sehenswürdigkeiten punkten, dem Marktplatz mit einer bescheidenen Fußgängerzone und der Festung mit Schlossgraben. Zunächst schlenderten wir über den Marktplatz, auf dem neben einigen Lebensmittelhändlern vor allem Klamottenhändler ihre Stände aufgebaut hatten. Insgesamt fiel einem das Sortiment – auch in den Geschäften in der Einkaufsstraße – eher durch Geschmacklosigkeit auf. Nach einem “schnellen Teller” (Hähnchenkeule mit Pommes und Salat für 5,50€), wo die Gäste im Imbissraum eher wie Hühner auf der Stange saßen, während im eingedeckten Speisesaal des Restaurants der doppelte Preis aufgerufen wurde, besichtigten wir kurz die evangelische Peter-Paul-Kirche, eine (zurzeit?) nahezu leergeräumte, schmucklose dreischiffige Hallenkirche aus dem 15. Jahrhundert und begaben uns zum Schloss Museum, wo die Kunstsammlung Lausitz untergebracht ist. Hier ist im Laufe der Jahre mit bescheidenen Mitteln eine Kunstsammlung mit sowohl lokalen als auch durchaus namhaften Künstlern zusammengestellt worden. Daneben finden dort auch regelmäßig Sonderausstellungen statt. Die aktuelle Werkschau entpuppte sich als ein absolutes Highlight: Die 80 jährige Künstlerin Waltraut Geisler begeisterte uns mit ihren kräftigen Gemälden, sowohl im Hinblick auf den vehementen Farbauftrag als auch angesichts der aufgegriffenen Themen. Darüber hinaus streiften wir noch den Ausstellungsbereich Entwicklung des Bergbaus in der Lausitz, welcher durch ein begehbares Schaubergwerk illustriert wurde.
Anschließend liefen wir durch den Park zum Stadthafen am Senftenberger See, der im Zuge der Renaturierung der Landschaft angelegt worden war. Eigentlich ein schönes Gelände mit vielen modernen Bauten, auf den ersten Blick jedoch sehr monströs in seinen Ausmaßen, kaum vorstellbar, dass es im Sommer vollständig genutzt wird. Auf dem Rückweg zum Bahnhof machten wir noch im “ostigen” Markt Café Pause, wobei der Kaffee seinen Namen eigentlich nicht verdient hatte.
Fazit: Senftenberg, ein Ort, der sich bemüht, dem allgemeinen Abwärtstrend dieser Region Einhalt zu gebieten, aber ……..
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