Nach dem Besuch des deutschen Pavillons auf der Biennale habe ich folgenden Brief an das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen), die für die Gestaltung des deutschen Beitrags verantwortlich zeichnen, geschrieben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte Ihnen zu zwei Thresholds – gab es dafür kein deutsches Äquivalent? – des deutschen Pavillons eine kritische Rückmeldung geben.
Man hat den Eingang des Pavillons ja bewusst zugeschüttet – die offizielle Begründung hierzu ist mir bekannt. Ich habe jedoch eine erklärende Erläuterung für das Publikum vermisst, zumindest war sie für mich nicht erkennbar. Andere Besucher, die ich daraufhin ansprach, war die Intention der Kunstschaffenden nicht bekannt; die Vermutungen reichten von einer Protestaktion bis hin zu einer Baustelle.
Der Film „Light to the Nations 2022-2024“ hinterließ aus zwei Gründen einen negativen Eindruck bei mir:
War der Künstlerin nicht bekannt, dass dieser Titel christlich besetzt ist und sich auf die Kreuzigung Christi und seine Auferstehung bezieht? Es fand sogar unmittelbar vor Beginn der Biennale ein großes christliches Spektakel zu dieser Thematik statt. Weiterhin ergaben die anschließenden Jahreszahlen für mich keinen Bezug zum Film selbst, es sei denn es soll auf die Schaffenszeit des Werkes verwiesen werden. Doch was hat dies mit der Thematik gemein?
Bei dem Film selbst fand ich fatale Ähnlichkeiten zu dem Filmschaffen von Leni Riefenstahl. Die schönen Körper mit ihren eleganten Bewegungen hätten fantastisch in ihre Filme zur Nazi-Olympia 1936 gepasst. Ich bin wahrlich kein Fachmann auf diesem Gebiet, aber selbst in den betreffenden Filmeinstellungen war diese Ähnlichkeit unübersehbar. Ist dies der Künstlerin nicht bewusst gewesen? Zynisch gesprochen könnte man meinen, vorne am Eingang hätte man die Vergangenheit zugeschüttet, durch die Hintertür kam sie wieder rein!
Mit freundlichen Grüßen
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