Das sonnige Frühlingswetter lädt zu einer Radtour quer durch den Tiergarten zum Galerie-Zentrum Mitte an der Linien- und Auguststraße ein.
Erster Stopp war die Galerie Rasche Ripken, wo die Ausstellung „24 Hours“ von dem holländischen Maler Jan Ros stattfindet. Der Blick fiel sofort auf das Werk, wo ein Flugzeug mit clownesker Schnauze den Betrachter anstarrt, ja fast entgegen springt. Das „Markenzeichen“ des Künstler wird auch hier deutlich, die verschwommenen, angedeuteten Objekte, die nicht eine zentrale Bedeutung besitzen. Diese Unschärfe, das Auflösen der Körper und Konturen tritt vor allem in seinen Stadtansichten zutage, sodass sie quasi zu Vorbeifahrlandschaften mutieren.
Fast gegenüber befindet sich die LDX-Gallery, wo zwei Künstler bemerkenswerte Werke ausstellen: Die wenigen dort zu betrachtenden Gemälde bestechen durch ihre Farbintensität: Die dominierende Farbe ist von solcher Vielfalt und Expressivität, die einen fast schmerzt und nur unzureichend auf Fotos widergespiegelt werden kann. Die Bilder von Jutta Maria Clemens zeichnen sich ebenso durch durchdringende Farbgestaltung aus, wobei sie als zentrales Topos blühende Blumen gewählt hat. Dieser Eindruck wurde dann auch in einem Gespräch mit der Künstlerin bestätigt.
Fast wären wir an der Galerie Kuckei+Kuckei vorbeigelaufen, denn im Schaufenster war „nur“ eine gigantische Holzinstallation (siehe Foto am Anfang) ausgestellt. Jedoch hinterließ bei näherer Betrachtung dieses Werk von Oliver van der Berg fast einen beklemmenden Eindruck: Es waren duzende von Mikrofonen modelliert worden, die alle auf einen bestimmten Punkt gerichtet waren. Stellte man sich auf diesen Fleck, dann bekam man ein Gefühl von Beklemmtheit und Hilflosigkeit; man fühlte sich ausgeliefert und umzingelt.
Die CWC-Gallery zeigt Werke des bekannten britischen Mode- und Portraitfotografen Rankin. Die Ausstellung umfasst Werke verschiedener Serien – von den weltbekannten Akten von Supermodels wie Heidi Klum und Kate Moss über polarisierende Porträts von Persönlichkeiten wie David Bowie und den Rolling Stones bis hin zu Arbeiten von surrealistischen Serien. Jedes Foto zeigt Personen mit einer immensen Ausdrucksfähigkeit, was durch Nutzung von Kontrast und Tiefenschärfe noch gesteigert wird. Ist es Zufall, dass gerade die Aktfotos von Heidi Klum schon mit einem roten Punkt versehen waren?
Zum Abschluss sei noch eine Ausstellung erwähnt, wo ein Künstler eine ungewöhnliche Materialkombination nutzt. Wilken Skurk verwendet bei seinen Sulpturen Glas und Stahl. Aber er vermeidet die Aufmerksamkeit auf die Realität ihrer Verschiedenheiten (schwer vs. leicht) zu lenken, die Stahlkomponenten haben eine ähnliche Form wie die Glaskomponenten, so dass man die Glasmasse im Vergleich zum Volumen des anderen Materials deutlich wahrnimmt. Dies wird in seinem Werk „Couples“ besonders deutlich.
Ausgesprochen politisch ist die Ausstellung „Deconstructing Borders“ im Museum Frieder Burda zu bezeichnen, wo sich die Künstler Sigmar Polke und Alicja Kwade mit der Thematik Grenzen beschäftigen. Herausragen tut dabei Polkes fluoreszierende Gemälde Amerikanisch-Mexikanische Grenze, welches 1984 entstand und nun von beklemmender Aktualität ist.Er transformierte darin ein Zeitungsbild mittels der Rastertechnik.
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