Bildende Kunst

Trump – Widerspieglung

Bei meinem Galeriebummel bin ich bei der Galerie Kornfeld und deren 66 projects auf die beeindruckenden Werke von Simin Jalilian gestoßen. Die iranische Künstlerin greift mit kraftvollen, breiten Pinselstrichen soziale, politische Themen auf. Sie zeigt im expressionistischen Stil aktuelle Themen wie Vertreibung, Flucht und Integration auf, ohne dabei Vorlagen zu verwenden. Die Situationen bzw. Körper entstehen in ihrer Fantasie, aus ihrer Erfahrung.

Bei einem ihrer Werke blieb mein Blick haften. Es hat den ?ironischen? Titel „American Dream“, wohl eher „American Nightmare“!? Es zeigt Donald Trump beim Wegwerfen, beim Vernichten von zahlreichen Papieren: es können auch Akten sein, wenn man den Ordner als Hinweis nimmt. Seine Haltung, sein Gesicht drücken dabei Ärger und Verbissenheit aus.

Nun ist bzw. war Trumps Weg mit zahlreichen Skandalen und illegalen Vergehen gepflastert. Ich hatte beim Anschauen dieses Bildes sofort die Assoziation an den historischen Prozess, der im April 2024 startete: Erstmals in der US-Geschichte saß ein früherer US-Präsident in einem Strafprozess auf der Anklagebank.

Trump hatte 2016 kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten 130.000 US-Dollar Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels zahlen lassen. Sie hatte behauptet, sie habe Sex mit ihm gehabt. Trump bestritt eine Affäre, nicht aber, dass Geld geflossen war. Schweigevereinbarungen zwischen zwei Parteien sind nicht grundsätzlich illegal. Trump wurde aber vorgeworfen, er habe die Zahlungen unrechtmäßig verbucht, auf illegale Weise zu verschleiern versucht und damit andere Gesetzesverstöße vertuschen wollen.

Die Geschworene in New York befanden Trump Ende Mai in 34 Anklagepunkten für schuldig. Ursprünglich hätte das Strafmaß schon Mitte September verkündet werden sollen. Dann aber hatte Richter Merchan einem Antrag Trumps stattgegeben, die Strafe erst nach der Präsidentenwahl zu verkünden.

Am 10. Januar 2025, also zehn Tage vor Trumps zweite Amtseinführung verkündete das New Yorker Gericht schließlich das Strafmaß gegen Trump. Richter Merchan bestätigte den Status des künftigen US-Präsidenten als Straftäter, verhängte aber keine Strafe gegen ihn. Trotz Verurteilung hat der Schweigegeldprozess also keine weiteren strafrechtlichen Konsequenzen für Trump. Das Amt des Präsidenten gewähre Trump jedoch rechtlichen Schutz, der alle anderen Faktoren überlagert, sagte Richter Merchan bei der Verkündung des Strafmaßes. Der Richter lehnte zuvor den Antrag Trumps ab, das Urteil zu kippen und das gesamte Verfahren einzustellen.

Trump zog damit am 20. Januar als verurteilter Straftäter ins Weiße Haus ein.

Zurück auf das Bild: Wenn man es genau betrachtet, sieht man in der linken oberen Ecke die Silhouette einer weggehenden Frau. Deutlich erkennt man das linke Bein, hervorgehoben durch den Stöckelschuh. Für mich stellte dies den Hinweis auf diesen historischen Prozess dar. Auch wenn diese Interpretation zu weitgehend ist und unter Umständen nicht der Intention der Künstlerin entspricht, hat doch jeder Betrachter seine Sichtweise in einem Werk zu sehen und zu empfinden.

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