Ausstellungen

Die Geschichte des Antichristen

Ein Ausflug nach Frankfurt / Oder ist kunstmäßig doch immer ein Gewinn: Dieses Mal stand die Ausstellung “(Quer)Köpfe in der Rathaushalle im Vordergrund. Doch bevor ich mich dieser Filiale des Brandenburgischen Landesmuseums für moderne Kunst zuwandte, machte ich einen Abstecher in die St. Marienkirche. Ein absoluter Höhepunkt für mich waren die drei großen Bleiglasfenster, die zwischen 1360 und 1370 entstanden. Sie bestehen aus insgesamt 117 Bildern, die jeweils 83 mal 43 Zentimeter groß sind und stellen in einer Art Bildergeschichte die Schöpfungsgeschichte der Welt, das Leben von Adam und Eva, den Bau der Arche Noah, das Leben Christi und die Geschichte des Antichristen dar.  Dieses

sehr selten dargestellte Motiv bezeichnet eine Figur der Apokalypse, als Gegenspieler und Gegenmacht zu Jesu Christi. Sie wird in den Johannesbriefen beschrieben und bezeichnet dort einen Menschen, der „gegen den [von Gott] Gesalbten“  auftritt und falsche Lehren über ihn verbreitet.

Im Hochmittelalter wurde der Antichrist zu einem Kampfbegriff  in Machtkämpfen verschiedener Interessengruppen: etwa zwischen römischer Kirche und als Häretiker verfolgten Minderheiten, zwischen Kaisertum und Papsttum oder zwischen Päpsten und Gegenpäpsten.

Auch Luther kannte diesen Begriff und entnahm ihm die Motive, die zu seiner theologisch begründeten Polemik gegen das Papsttum passten.

Seit der Französischen Revolution entstanden schließlich antisemitische Verschwörungstheorien, die den Antichrist auf das angebliche Weltjudentum und seine angeblichen bösen Pläne gegen die Menschheit, besonders die Christen, bezogen.

Es bleibt dem Leser selbst überlassen, aus dieser Geschichte Parallelen zu aktuellen politischen Entwicklungen zu ziehen….

P.S. In der Kirche befindet sich direkt bei den Bleifenstern ein Monitor mit einer Präsentation aller Mosaiken! Dort können die Bilder einzeln abgerufen, angeschaut und die Erklärungen  gelesen werden.

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