Ausstellungen

Luther und die Avantgarde

Einen Tagesausflug nach Wittenberg, die in diesem Jahr die “Weltausstellung Reformation” – größer geht´s nimmer – beherbergt. Doch nicht das Thema Reformation lockte uns in die Lutherstadt, sondern die Ausstellung “Luther und die Avantgarde: “Freiheit hinter Gittern: 70 internationale Künstler verwandeln das Alte Gefängnis in Wittenberg zum Museum auf Zeit” (Programmheft).

Der Anspruch dieser Ausstellung lautet: “Internationale Gegenwartskunst trifft auf den streitbaren Vordenker Martin Luther”.  Dabei sollte der Reformator nicht als historische Person im Vordergrund stehen, sondern als “soziokultureller Avantgardist” seiner Zeit, indem er Machtstrukturen hinterfragte, Missstände anprangerte und Reformprozesse anstieß, die in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hineinwirkten.

Die meisten der 70 Künstlerinnen und Künstler setzten sich zwar intensiv mit relevanten gesellschaftlichen Themen auseinander (z.B. Freiheit und Demokratie sowie deren Gefährdung) und bezogen hierzu engagiert Stellung, ein Bezug zu Luther und seinem gesellschaftlichen Wirken findet sich in den wenigsten Werken wieder.

Zuweilen beschlich mich der Verdacht, dass Luther nur als Aufhänger benutzt wurde, um die Werke ausstellen zu können. Anders konnte ich z.B. die Beiträge von Isa Genzken und Erwin Wurm nicht einordnen.

Der Höhepunkt dieses Ausstellungsbesuchs fand schon vor der eigentlichen Begehung statt: Wir besuchten die Besucherschule von Bazon Brock, der sich selbst als ‚Denker im Dienst‘ und ‚Künstler ohne Werk‘ bezeichnet. Er gab interessierten Besuchern eine Einführung der besonderen Art in die Ausstellung: Eingebettet in einen Abriss der Religionsgeschichte und einen philosophischen Exkurs brachte er den Zuhörern einige der Werke näher und lieferte dabei Interpretationen, die weit über die auf den Infotafeln beschriebenen Intentionen der Künstler hinausging. Dieses Feuerwerk des Wissens würzte Brock mit feiner Ironie und launigen Allegorien. Mir blieb angesichts dieses Universalwissens nur die Erkenntnis: Scio ut nescio…..

 

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