Ausstellungen

Künstler der DDR – Bernhard Heisig “Straße der Kommune”

Bernhard Heisig

Die kleinste der drei aktuellen Ausstellungen im Museum Barberini hat als Schwerpunkt Künstler der DDR.  Neben Werken der „DDR-Größen“ Werner Tübke,  Bernhard Heisig und Willi Sitte sind auch Exponate von kritischen Geistern wie Arno Rink und Wolfgang Mattheuer zu bewundern.  So zusammengewürfelt die Sammlung wirkt, so stellt sie dennoch für das Museum einen erster Schritt in der kuratorischen Aufarbeitung von DDR-Kunst dar, zumal eine weitere Ausstellung bereits für Oktober diesen Jahres geplant ist.

Besonders beeindruckt war ich von dem Dipthychon von Bernhard Heisig mit dem Titel “Straße der Kommune” aus dem Jahr 1989.  Schon in den fünfziger Jahren hatte Heisig begonnen, sich mit der Kommune und ihren politischen und sozialpolitischen Voraussetzungen zu beschäftigen. Damals diente der Gegenstand der Herleitung des von den Revolutionen vorbereiteten und schließlich im Arbeiter- und Bauernstaat der DDR verwirklichten ´realen` Sozialismus. Gerade in den sechziger Jahren sah sich Heisig jedoch mit heftiger Kritik konfrontiert, weil er die revolutionären Kommunarden als Leidende und Besiegte darstellte. Auf massiven politischen Druck hin revidierte er diese Sichtweise und porträtierte in den Siebzigern dann in Auftragsarbeiten den Heldenmut der Kommune.

Wegen seines politischen Inhalts und des Entstehungszeitpunkts ist dieses Bild ein Wendebild par excellence. Das Proletariat geht zur Erkämpfung der klassenlosen Gesellschaft erneut gegen die Vertreter des herrschenden Systems vor. Wollte Heisig mit diesem Dipthychon der Erhebung der DDR-Bevölkerung vom Herbst 1989, die schließlich zum Fall der Mauer geführt hat, ein Denkmal setzen? Die aggressive Bildsprache aber lässt auch auf eine darüber hinausweisende Bedeutung schließen.  Der zweiteilige Aufbau unterstreicht die Polarisierung zwischen den beiden Systemen, die kein gleichwertiges Nebeneinander zulässt, sondern mit dem Zurückdrängen der Herrschenden ein Entweder-Oder erstrebt. Erst wenn das Proletariat dem schon auf engstem Raum zusammengetriebenen bürgerlichen Block jeden Boden entzogen und damit die eigenen Interessen endgültig durchgesetzt hat, kann es zu einer wahren Einheit kommen.  In dem Sinne kann es als Aufforderung an den Betrachter verstanden werden dort weiterzumachen, wo das Volk von Paris gescheitert ist. Das Volk, und damit ist nicht nur das Volk der DDR gemeint, sollte dort weitermachen, wo das sozialistische Gesellschaftsmodell 1989 untergegangen ist.

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